DIE WELT online

Weltweites Klonverbot gefordert

Grüne und Ärztekammer-Präsident Hoppe fordern Ächtung

Frankfurt/Main -  Der Ruf nach einem weltweiten Klonverbot wird immer lauter. Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, sagte in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP: „Wer Menschen klonen will, muss entweder wahnsinnig sein oder ein kühl berechnender Fanatiker, der jeden Respekt vor dem menschlichen Leben verloren hat.“ Auch die Grünen und die Kirchen verlangten ein rasches Handeln. In der vergangenen Woche hatte die von der Raelianer-Sekte gegründete US-Firma Clonaid erklärt, dass erstmals ein Klonbaby geboren worden sei.

Mit solchen Experimenten werde der Tod Hunderter Embryonen in Kauf genommen, kritisierte Ärztepräsident Hoppe. Die Allmachtsfantasien dieser „reproduktionsmedizinischen Amokläufer“ müssten entlarvt und ihre Praktiken geächtet werden. Auch beim so genannten therapeutischen Klonen würden Embryonen als Biorohstoff für medizinische Experimente regelrecht verbraucht, betonte Hoppe. Die befruchtete, entwicklungsfähige Eizelle sei aber schützenswertes menschliches Leben, das aus keinerlei Gründen zur Disposition gestellt werden dürfe.

Hoppe plädierte zugleich für ein striktes Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) – also der Untersuchung künstlich befruchteter Eizellen auf schwere genetische Schäden. Diese Methode sei ethisch nicht vertretbar, medizinisch höchst fragwürdig und berge zudem eine zu große Missbrauchsgefahr, sagte der oberste Vertreter der 375 000 Mediziner in Deutschland. PID sei zwar mit dem Ziel entwickelt worden, Eltern mit einem erblichen Risiko zu einem gesunden Kind zu verhelfen. Sie sei damit aber auch eine diagnostische Methode zur Selektion menschlichen Lebens in seinem frühesten Stadium. Der Hauptzweck der Präimplantationsdiagnostik bestehe darin, aus einer bestimmten Zahl befruchteter Eizellen einen vermeintlich gesunden oder genetisch unbelasteten Embryo auszuwählen und andere weniger gut ausgestattete Embryonen abzutöten. Die bewusste Tötung genetisch belasteter Embryonen und damit potenziell behinderten Lebens werde zudem die Akzeptanz von Behinderten in unserer Gesellschaft weiter mindern, so Hoppe.

Auch die Grünen verlangen eine weltweite Ächtung sowohl des reproduktiven als auch des therapeutischen Klonens. Es sei künstlich, zwischen beiden Arten zu unterscheiden, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Reinhard Loske, im Deutschlandradio. Ähnlich wie bei der Konvention zum Schutz der Erdatmosphäre brauche man jetzt eine internationale Konvention zur Ächtung des Klonens. Es sei verheerend, dass die Verhandlungen über ein solches Verbot auf die nächste UN-Vollversammlung im kommenden November verschoben worden seien. Man dürfe auf keinen Fall ein weiteres Jahr warten.

Der Ratspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland, Manfred Kock, erklärte: „Die von einer schrillen Sekte behauptete Geburt eines geklonten Menschen zeigt, welche Geister sich der Wissenschaft bedienen können.“ Der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, sagte in seiner Predigt am Silvesterabend: „Wo man einen Menschen vaterlos und mutterlos rein biologisch konstruiert, das heißt klont, dort liegt ein wirkliches Verbrechen vor.“   AP


Artikel erschienen am 2. Jan 2003

Artikel drucken
 
© WELT.de 1995 - 2003