Folgeerscheinungen

Überlebensstrategien:

 

Jedes Kind entwickelt eine Überlebens-Strategie, um mit der seelischen Erschütterung des Missbrauchs fertig zu werden. Das ist ein wunderbarer und gnädiger Schutzmechanismus der Seele. Abwehrmechanismen des Ich. Dazu zählen :

Abspaltung

Selbstverletzendes Verhalten

Bagatellisierung

Introjektion

Isolierung

Kompensation

Konversion

Projektion

Rationalisierung

Reaktion

Regression

Skotomisation

Sublimation

Substition

Verdrängung

weitere

Abspaltung:

Seele bzw. Bewusstsein und Körper trennen sich um einzeln zu überleben. Entweder wird der Körper gefühllos gemacht, oder die Seele verlässt und betrachtet das weitere Leben quasi „von außen“. Dazu ein Gedicht :

Erinnerungslücke

Seele

wurde herausgeschleudert,

hat sich zitternd

in den äußersten Winkel

unter der Kellerdecke verkrochen

um von dort oben mit anzuschau'n,

was Vater mit dem Kinderkörper

tief unten tat.

Seele

hat das Gedächtnis vorsichtshalber

gleich mitgenommen,

damit das Kind sich danach

nicht erinnern kann,

dass es ihn überhaupt kannte,

sehr gut kannte,

den, der ihm das angetan.

(aus Tote Puppe)

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Selbstverletzendes Verhalten:

Selbstverletzendes Verhalten beschreibt ein Verhalten, das eine physische Verletzung des eigenen Körpers schafft.
Die Schädigungen umfassen alle Verletzungsgrade, können durchaus lebensgefährlich sein.

Es tritt als Reaktion der wirklichen oder auch nur scheinbar drohenden Minderung der eigenen Macht in Erscheinung. (Selbsthass, Selbstschädigung, Selbstmord, Masochismus):

 

„Wenn mein Blut fließt, lässt der innere Druck nach.“

„Wenn ich mein Blut sehe, weiß ich, dass ich noch lebe.“

 

Selbstzerstörung hat ganz viele Gesichter, nicht nur blutige. Süchte aller Art dienen genauso der Selbstzerstörung wie gewalttätige Beziehungen, in der ich einen anderen mich prügeln und verletzen lasse .

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Bagatellisierung:

Diese Verharmlosung heißt, sich selbst und auch anderen vorzumachen, was Dir angetan wurde, sei „eigentlich gar nicht so schlimm gewesen“.

Das Geschehen wird einfach heruntergespielt - ein Selbstbetrug - um die erlittenen Qual nicht in seinem ganzen Ausmaß fassen zu müssen:

 

„Ich musste meinem Vater immer an seinem Ding küssen - na und , was soll's, hat mir schließlich nicht wehgetan.“

„Natürlich habe ich eine gute Kindheit gehabt, mein Vater hat lediglich meine Mutter jeden Tag vor meinen Augen verprügelt. Ich selbst bin nicht misshandelt worden.“

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Introjektion:

Ist die Annahme fremder Anschauungen, ähnlich einer Identifikation .

Ein äußeres Objekt wird verinnerlicht und stellt so den Gegensatz der Projektion dar. Die Introjektion steht auch im Gegensatz zur Verdrängung, wo das Objekt ins Unbewusste versinkt und nicht innen als eigener Anteil aufgenommen wird.

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Isolierung:

Ein Gedanke oder ein Verhalten wird isoliert.

Die Verbindung zu sonstigen Gedanken und dem übrigen Verhalten wird abgebrochen.

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Kompensation:

Heißt Ersatz, Ausgleich für psychische Mängel herstellen, um sich vollwertig zu fühlen.

Das geht durch " So-tun-als-ob " oder auch durch Kokettieren mit dem Mangel.

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Konversion:

Das ist die Umsetzung seelischer Konflikte in körperliche Symptome, Konfliktersatz.

Zur Beantwortung der Frage : Körper, was willst Du mir sagen ? hilft sicherlich das Buch : „Krankheit als Weg“ - sehr empfehlenswert!

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Projektion:

Darunter verstehen wir das unbewusste Verlegen der Innenvorgänge nach außen. Hier werden eigene Wünsche, Fehler, Schuld - oder ähnliche Gefühle auf andere Personen, Situationen oder auch Gegenstände verlagert.

Diese (fälschliche) Wahrnehmung hilft in der Regel, die innen erlebte Angst zu verringern.

( „Unschuldig erwählte Projektionsobjekte“ haben übrigens wenig Chancen, sich dagegen zu wehren ...)

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Rationalisierung:

Verstandesmäßiges Rechtfertigen eines Verhaltens (Innere Ausrede).

Wahre, aber nicht eingestandene (verbotene) Dinge werden durch unwahre, aber erlaubte, ersetzt. Hier werden Vernunftgründe gesucht, die das Geschehene „begreiflich“ und damit erträglicher machen sollen. Das Unfassbare wird „weg – erklärt“ und der Täter oder die Täterin In der Regel entschuldigt:

 

„Das hat er/sie doch nicht so gemeint.“

„Er/Sie wusste doch gar nicht wirklich, was er/sie da tat.“

„Meine Mutter war ja schließlich auch nie zuhause, wenn „ER“ sie brauchte.“

„Er/Sie hat mir doch auch gar nicht wehgetan, wollte sicher nur lieb sein.“

„Er/Sie konnte nichts dafür, hatte ja ein Alkoholproblem.“

„Meine Mutter war einfach überfordert mit so vielen Kindern.“

„Mein Vater hatte so eine schlimme Kindheit, er konnte einfach keine Liebe geben.“ usw.

 

Du suchst Puzzlesteine, liest Bücher wie: „Väter als Täter“ , wirst zum Kriminalisten, der herausfinden muss: „Warum hat dieser“ arme, kranke Mensch „das wohl getan, tun müssen?“ Du konzentrierst Dich auf die Beweggründe des Täters oder der Täterin, versuchst ,zu verstehen, zu verzeihen - anstatt die eigenen Gefühle zuzulassen.

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Reaktion:

ist eine Gegenwirkung auf die erlebte Traumasituation in Form einer entgegengesetzten Verhaltenweise .

So wird z.B. ein ursprünglich starker Hass gegen eine Person durch eine überzärtliche Liebe ersetzt , oder eine ursprüngliche Schmutzlust durch eine übertriebene Reinlichkeit.

Die normale Verdrängung reicht hier nicht aus, sondern muss durch Hinzuziehen gegenteiliger Impulse weitere Verstärkung haben.

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Regression:

Ist das Zurückfallen in eine frühere Entwicklungsstufe als Folge eines schweren Traumas. (Kleinkind- oder babyhaftes Verhalten)

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Skotomisation oder Ungeschehen-Machen:

Ist das Nichtsehen der oder eines Teils der Realität, Realitätsleugnung.

Das, was dir als Kind angetan wurde, ist einfach nicht passiert, basta! Nur lange genug ignorieren - dann ist es weg . Das gleicht einer Selbsthypnose und ist eine bewusste Verdrängung.

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Sublimation:

Ist die Fähigkeit, einen Verzicht auf verpönte Triebe und Wünsche hervorbringen zu können.

Neutralisierung der psycho- sexuellen Energie: Diese Energie wird statt dessen anderweitig, neutral, eingesetzt.

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Substition:

An die Stelle setzen . Ersetzen des ursprünglichen Objektes durch ein Ersatzobjekt.

Eine gegen eine bestimmte Person gerichtete Aggression wird z.B. an einem Ersatzobjekt entladen - einer anderen Person, die einfach an die „Stelle“ gesetzt wird – „Ersatz“ kann aber auch die eigene Person sein .

Andererseits kann auch eine gegen sich selbst gerichtete Aggression auf ein äußeres Objekt umgeleitet und durch einen Sündenbock ersetzt werden.

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Verdrängung:

Eine leise Ahnung bohrt sich irgendwann aus dem Unterbewusstsein nach oben , ein komisches Gefühl oder irgendein „Schlüsselerlebnis“, ein Gesicht, ein Geruch, eine Melodie, eine Farbe, der Absatz in einem Buch, ein Film, ein Foto, oder nur ein einziges bestimmtes Wort - erinnert , wie aus heiterem Himmel, an etwas aus längst vergangener Kinderzeit und da tauchen sie plötzlich vor deinen Augen auf die Bilder von dem, was dir als Kind angetan wurde, da spürst du sie plötzlich in allen Poren, die Gefühle, die du damals gefühlt. du zweifelst an deinem Verstand, „So etwas Schlimmes kann man doch nicht einfach vergessen“ Doch - gerade, weil es so schlimm war!

Vergessen ist ein gnädiger Schutzmechanismus der kindlichen Seele, mit dem Kinder ganz häufig auf sexuellen Missbrauch reagieren. Das erlittene Trauma ist aber nicht wirklich vergessen, sondern damals als Kind ganz unten in einer Seelen-Schublade (Unterbewusstsein) versteckt , die dann ganz fest und oft jahrzehntelang , zugeschlossen wurde. Manchmal springt diese alte Schublade später von alleine auf und du versuchst erschrocken, sie ganz schnell wieder zuzudrücken, aber das geht nicht mehr wirklich.

In der Therapie kannst du mit liebevoller und einfühlsamer Begleitung die Schublade ganz langsam öffnen und die schmerzhaften Dinge darin anschauen, berühren, aussortieren, - nur alles wegwerfen kannst du leider nicht!

Doch wenn in der Schublade aufgeräumt wurde, wird es Dir auf jeden Fall viel besser gehen .

Es gibt dazu ein wunderbares Buch von Alice Miller : „Der gemiedene Schlüssel“, sehr empfehlenswert ! Verdrängung ist also : Ein Abschieben und Abdrängen traumatischer Erlebnisse aus dem Bewusstsein ! Dadurch ist es allerdings nicht in seinem SEIN aufgehoben! Unbewusst - Sein ist kein Nicht - Sein !

Verdrängung steht im Gegensatz zu einem bewusst gewollten Wegschieben von schmerzhaften Erinnerungen.

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weitere:

Es gibt noch viele weitere, individuelle Überlebensmethoden. Viele Betroffene kritisieren sich selbst für die Art und Weise, wie sie mit ihren Konflikten umgegangen sind, bzw. umgehen. Dafür braucht sich wahrhaftig niemand zu schämen, sondern jeder von euch kann stolz sein, eine Möglichkeit des Überlebens gefunden zu haben.

Das KANN auch :

 

KONTROLL - Verhalten

sein, das Bedürfnis alles und jeden kontrollieren zu müssen, um sich sicher zu fühlen. Alles tun, um das Chaos der Kindheit zu verhindern

 

CHAOS

Für Andere gilt genau das Gegenteil - sie haben eher im Chaos das Gefühl alles unter Kontrolle zu haben. Sie fühlen sich zu dem hingezogen, was sie kennen - Chaos. Die unbekannte Ordnung macht ihnen eher Angst.

 

Erhöhte Wachsamkeit

Alle Antennen sind immer ausgefahren - um rechtzeitig jede Gefahr früh genug zu erspüren. Das ist ein " Dauerspannungszustand " der viel Kraft kostet.

 

Humor

Übertriebener Humor, bissige Ironie oder Zynismus kann auch über die Schmerzen hinweghelfen.

 

Rastlosigkeit

Immer irgendwie beschäftigt sein, immer etwas tun, egal was - nur nicht zur Ruhe und damit Zum Nachdenken , zum Erinnern,kommen.

 

 

Lügen

Der Missbrauch muss verschwiegen werden und Kinder deshalb zu geschickten Lügnern werden.

Das sitzt in allen Poren - auch später noch, wenn Erwachsene zwanghaft lügen.

 

Stehlen

Eine Tätigkeit, die den zwanghaften Kick bietet, altbekannte Schuldgefühle, Furcht und Schrecken,

aber auch vollste Konzentration fordert und ermöglicht , in dieser Zeit alles andere zu vergessen. Stehlen bietet aber auch eine Möglichkeit ( endlich ) einer Autorität zu trotzen.

 

Isolation

Ganz logisch- wenn Dir niemand nahe ist, kann Dich auch niemand verletzen ! Das ist ein eingemauertes, total eingeschränktes einsames Leben.

 

Ständig wechselnde Partner.

- Promiskuität - Ich liebe viele, weil ich eine( n) nicht lieben kann . Traurig, aber wahr, ständig wechselnde Partner trotz einer großen Sehnsucht nach der wahren Liebe, doch die Angst vor Nähe, vor Verletzung ist größer - so läßt sie sich mit Sicherheit vermeiden .

 

Sucht

Ist natürlich eine ganz besonders weit verbreitete Reaktion auf die nicht heilenden Schmerzen

des erlittenen Mißbrauchs. Dabei geht es bei weitem nicht nur um verbreitete Drogen. Süchtig sind Betroffene auch häufig nach Gefährlichen Situationen, dem " Kick ", nach Krisen, Beziehungen, Sex, Gewalt, Spiel und , nicht zu vergessen - Arbeit.

 

Essstörungen

Anorexie (Magersucht) und Ess-Brechsucht ( Bulimie ) sind häufig der Versuch, Nein zu sagen, wenigstens die Kontrolle über etwas im Leben zu haben - den Körper. Zwanghaftes Essen ist wohl eher der permanente Versuch, die blutende Wund zu stopfen.

 

Flucht

In Phantasien , in Tagträume, in die Religion - nur nicht an die schlimmer Vergangenheit denken.

 

Selbstmordversuche

Für viele, sehr viele, scheint die endgültige Flucht der einzige Ausweg zu sein aus einem Leben, dem sie scheinbar vollkommen hilflos ausgeliefert sind.

 

 

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