Unglaublich, aber clever verkauft
Was Studierende von Studienkonten halten
Modern klingt es schon, wenn jeder Studierende "Credit
Points" bekommt, die er oder sie einlösen kann. Und auch
sehr effizient. Und marktorientiert - Angebot regelt Nachfrage.
Doch das Studienkontenmodell, das sich Wissenschaftssenator Thomas
Flierl vorstellt, kommt nicht überall besonders gut an (siehe
auch Bericht "Credit Points statt Studiengebühren?").
Bei den Studierenden schon gar nicht. TU intern fragte nach.
Dennis Metzeld studiert
Psychologie,
11. Semester
Mir scheint, dass es im Prinzip darum geht, Druck auszuüben.
Vor allem auf Langzeitstudierende, die trotzdem viele Lehrveranstaltungen
besuchen. Die meisten brauchen aber so lange, weil sie arbeiten
müssen oder Kinder haben oder so. Langzeitstudierende werden
dadurch nicht weniger. Es soll ja auch eine Mindestabnahme geben,
sodass es den Teilzeitstudierenden deutlich erschwert würde,
neben ihrer Arbeit oder Kindererziehung noch eine qualifizierte
Ausbildung zu machen. Das halte ich für hoch problematisch.
Denn Deutschland braucht mehr und nicht weniger Absolventen. Das
sollte das Ziel sein, nicht die Abschreckung.
Jan
Heller studiert
Energie- und Verfahrenstechnik,
5. Semester
So ein Modell wäre nur sinnvoll, wenn das gesparte
Geld dann auch der Uni zugute kommt. Die normalen Zuschüsse
an die Universitäten dürften dafür nicht gekürzt
werden. Aber ich glaube, dass der Senat genau das vorhat.
Nicole
Engert studiert
Maschinenbau,
11. Semester
Ich glaube nicht, dass die Lehre verbessert würde.
Es wird nur dazu führen, dass diejenigen, die es sich leisten
können, Zusatzkurse zu belegen, ein höherwertiges Studium
absolvieren können. Das würde nur Nachteile bringen, denn
es würde zu Differenzierungen zwischen den Studierenden führen,
eine mehrklassige Studierendengesellschaft sozusagen. Die weniger
Betuchten sind dann gezwungen, nur das Minimalangebot der Uni zu
nutzen. Wenn nicht alles so glatt läuft im Leben - so ist es
mir auch gegangen -, ist man angeschmiert.
Mustafa
Algam studiert
Geschichte und Mathematik (Lehramt),
7. Semester
Die Frage ist: Wo bleiben die Gelder? Bleiben sie in
der Uni, oder sollen sie die Defizite der öffentlichen Kassen
ausgleichen? Ich glaube nicht, dass sich mit einem Bezahlsystem
die Qualität des Studiums verbessert. Aber geschehen muss etwas.
In meinen bisherigen sieben Semestern habe ich nur gemerkt, dass
es immer weniger Professoren und immer mehr Studierende in den Veranstaltungen
werden. Wir können zum Beispiel kaum Hausarbeiten abgeben,
müssen immer Klausuren schreiben.
Miata
Ladipoh studiert
Psychologie,
3. Semester
Von Studienkonten habe ich gehört, dass
sie die Zeit begrenzen sollen, einerseits, aber auch ermöglichen,
sich in anderen Fächern als dem eigenen Hauptfach etwas kundig
zu machen. Die Einschränkungen mit so einem Modell zu verkaufen
finde ich ziemlich clever, aber ich finde es nicht gut. Ich persönlich
bin sehr sparsam, das heißt, ich gebe ungern mehr aus als
nötig. Daher weiß ich, dass Qualität nicht immer
auch einen besonders hohen Preis haben muss.
Sergio
Olivares studiert
Verkehrswesen,
1. Semester
Ich glaube nicht, dass ein Studienkonto Verbesserungen
schaffen könnte. Es würde die Universitätsausbildung
auf die Leute reduzieren, die es sich leisten können. Man müsste
erst recht arbeiten, um zu studieren. Die meisten kommen aber damit
nicht klar. Auch diejenigen, die von den Eltern abhängig sind,
könnten es sich meist nicht leisten. Die Idee ist eher blöd
vom Senat, denn es beschränkt die Universität und beschneidet
außerdem die Grundrechte. Eins davon ist schließlich
die Bildung.
Melanie
Finck studiert
Deutsch und Kunstgeschichte (Magister),
7. Semester
Sicher werden die Seminare nicht mehr so voll
sein. Aber trotzdem ist das eine Art Darwinismus: Wer sich's leisten
kann, kann auch die Vorlesungen besuchen. Das ist eigentlich unglaublich.
Preslav
Naydenov studiert
Wirtschaftsingenieurwesen,
1. Semester
Ich finde es okay, so ein Modell einzuführen. Es
geht nicht an, dass jeder 20 Semester studiert. Die Langzeitstudierenden
belasten das ganze System, und viele Studierende warten auf Studienplätze.
Alexandra
Kröber studiert
Deutsch und Kunstgeschichte (Magister),
3./2. Semester
Ich finde die Studienkonten vollkommen überflüssig.
Außerdem geht das Flair des Studierens dabei vollkommen verloren.
Denn es würde zu einer totalen Verschulung führen. Man
würde sich vorkommen, als wenn man gerade die Schullaufbahn
beginnt.
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