doctorandus informaticæ roman czyborra
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[Sobald fertig:] An den Dekan der
Fakultät für Informatik
Prof. Dr. Ing. Adam Wolisz
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Telefax +49-30-314-21739 im Raum FR 5522

Begründung der Sexualinformatik

Szanonwny Panie Profesorze Wolisz,

bitte verzeihen Sie, dass ich mich gesundheitlich erst mit dieser Antwortszeit in der Lage sah, eine produktive Nachtschicht einlegen zu können, um mich mit Ihren Wünschen qualifiziert auseinanderzusetzen und meine bereits im Oktober unterbreiteten ausführlichen und für ein Testat nach § 4 PromO eigentlich ausreichenden Unterlagen nochmals in kleineren Schritten zu erläutern:

Autobiografische Motivation (80%)

Mein Hauptberuf, größte Herausforderung und oberste Priorität ist momentan als Zeitrentner die Selbsthilfe zur Lösung meiner mich behindernden eigenen Problematik, also die Bewältigung meiner schwerwiegenden psychischen Krankheiten, die sich mit auffallend

Symptomatik um eine Borderline-Persönlichkeitsstörung mit ranken und einem Wiedereintritt in meinen eigentlichen Broterwerb als 1. Unix-AdministratorIn der überregionalen tageszeitung im Wege stehen.

Themenbeschreibung (90%)

Mit herkömmlicher Schulmedizin gelten meine Krankheiten bisher als nicht wirklich heilbar [Fußnote: für Borderline-Gekränkte ist seit Linehan 1993 erstmals eine nachweislich effiziente kognitive Therapie zur Selbstmordverhütung bekannt]. Dieser Zustand lässt mich als perfektionistischen Informatiker mit menschlichem Antlitz unbefriedigt. Mir krankt mein innerer Computer und bei mir versuchen die Herren Doktoren, eine Störung der Informationsverarbeitung durch therapeutische Ölung mit chemischen Wirkstoffen wie Carbamazepin oder Seroquel zu beheben. Solange ich mich mit derartiger astrologischer Alchemie meinen zu administrierenden Unix-Systemen näherte, hätte meine Arbeitgeberin allen Grund, mich als inkompetent zu feuern! Ich habe beim Herrn Professor Pepper besseres gelernt: Computer wollen nicht beschwört, sondern sauber programmiert werden. Gehirne wohl auch.

Ich dürste nach einer algorithmischen Durchleuchtung des Computers des Menschen. Ich möchte mein Gehirn sozusagen nicht mehr mit den herkömmlichen FORTRAN-Lochkarten füttern, sondern in Selbsthilfe strukturiert und effizient mit flexiblen Shell-Kommandos systemadministrieren. Mit mathematisch minimalistischen Abstraktionen will ich die Dialektik der großen Emotionspaare Liebe statt Hass, Wut statt Angst, Freude statt Trauer, Verständnis statt Unverständnis erklären. Dazu abstrahiere ich im tanenbaumschen Sinne von den Hardwaredetails, interessiere mich nur für die zur Verfügung stehende Kapazität und diskutiere das Design der auf ihr laufenden Algorithmen. Ich vertrete die Ansicht, dass wir Emotionen als kompilierte Algorithmen mit Interruptpriorität betrachten müssen, so wie meine Vorgänger die Ansicht vertraten, das Licht müsse nicht nur als Photonenstrahl, sondern auch als elektromagnetische Rundfunkwelle verstanden werden. Ich hege die Vermutung, dass sich psychische Krankheiten wie die Depression, Selbstunsicherheit, Zwangserkrankung, Phobieattacken, Vermüllung, Neurose, Psychose, Schizophrenie, Größenwahn, Pädophilie und sexueller Missbrauch, möglicherweise sogar die in der Deutschen Demokratischen Republik epidemisch grassierende Erwerbslosigkeit sexualinformatisch debuggen und als memetisch vererbte Computerviren bekämpfen und perfekt heilen lassen.

Warum nenne ich Kopfschwangere mein Töchterchen nun neumodisch Sexualinformatik und nicht altmodisch Neurokybernetik? Sexualinformatik ist mein in Chemnitz erfundenes eingetragenes Warenzeichen. Ich definiere Sexualität als Kommunikation zur Datensicherung und Information als kodiertes Wissen. Ich definiere Informatik als die Wissenschaft der künstlichen algorithmischen Informationsverarbeitung und Psychologie als die Wissenschaft der natürlichen menschlichen Informationsverarbeitung und Sexualinformatik folglich als menschmaschinliche Datensicherungskommunikationswissenschaft.

Arbeits- und Zeitplan (30%)

Zum Erkenntnisgewinn möchte ich mich folgender Methodiken bedienen:

  1. Ich will nach besten Kräften das Leben genießen und beobachten anstatt es zu entbehren, kann mir nicht leisten, es zu amputieren, wie es laut Bernd Mahr im Kursbuch Väter selbst die talarfreien Doktorväter noch von ihren Doktoranden zur Initiation fordern.
  2. Ich will Fräulein Doktor Ladipohs Psychologiestudium mitbegleiten, ihr durch die Statistiktortour mit ihren Chi-Quadrat-Tests helfen, mich von ihrer Vorbildung und Lebenspraxis befruchten lassen und mir möglicherweise mit der Eröffnung des Dissertationsverfahren Zeit lassen bis nach ihrem Diplom, so dass wir uns gleich gruppenpromovieren können, ob nun mit sexualinformatisch erfolgreich produziertem und getestetem leiblichen Kind oder ohne.
  3. Ich will mir durch Einrichtung von Regalen und Druckern, eines CD-ROM-Datensicherungssystems, und eines Root-Servers eine Arbeitsumgebung zum gedeihlichen Wachstum der Sexualinformatik .
  4. Ich will mir mithilfe der Nachzahlung der Schweizerischen Rentenversicherungsanstalt die teuren Bücher über kognitive Therapie diverser psychischer Krankheiten beschaffen und probieren, diese zu übersetzen in eine ISO-9945-2-konforme Programmiersprache.
  5. Ich will Mitinteressierte zum peer review gruppieren rund um die Mailingliste http://www.egroups.de/group/sexualinformatik und die Informationsdomäne http://sexualinformatik.de/.
  6. Von den Details peripherer Mustererkennungen will ich mich entlasten, und die Digitalisierung der Zeichenketten optischer akustischer sensorischer olfaktorischer Eingaben(Affekte) und Ausgaben(Effekte) den künstlerisch-literarischen Fähigkeiten der Versuchspersonen und -beobachter überlassen, also mehr introprojektive Beobachtung denn Messung mit technisch geeichten Elektroden.
  7. Als potenzielle Versuchspersonen habe ich mich selbst vor Augen und einige Professoren und meine KollegInnen in meinen diversen Selbsthilfegruppen, als Beobachtungsmaterial eignen sich aber auch aufgezeichnete historische Rundfunkinterviews und Oscar-Wilde-Dramen oder meine User, falls ich wenigstens als Behinderter in Teilzeit wieder zum Systemadministrieren komme.
  8. Für die Erklärung der CPU-Tätigkeiten, die aus den beobachteten Eingaben die beobachteten Ausgaben produzieren, will ich sämtliche Black-Box-Debug-Fähigkeiten anwenden, die sich seit meinem ersten CP/M-Z80-Disassembler 1984 angesammelt haben, also ausschließlich Methoden der natürlichen Intelligenz im weizenbaumschen Sinne.
  9. Als krönender Abschluss wäre eine Forschungstrimester denkbar in Seattle bei Prof. Marsha Linehan, der Behavior Research and Therapy Clinic, Mark Crispin, dem PINE und IMAP Information Center, Vily und Mary Kay Letourneau im Washingtion Corrections Center for Women.

Schlusswort [0%]

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Z wyrazami szacunku: Roman Czyborra