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Nr. 1, Januar 2004
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Unglaublich, aber clever verkauft

Was Studierende von Studienkonten halten

Modern klingt es schon, wenn jeder Studierende "Credit Points" bekommt, die er oder sie einlösen kann. Und auch sehr effizient. Und marktorientiert - Angebot regelt Nachfrage. Doch das Studienkontenmodell, das sich Wissenschaftssenator Thomas Flierl vorstellt, kommt nicht überall besonders gut an (siehe auch Bericht "Credit Points statt Studiengebühren?"). Bei den Studierenden schon gar nicht. TU intern fragte nach.

Dennis Metzeld studiert
Psychologie,
11. Semester
Mir scheint, dass es im Prinzip darum geht, Druck auszuüben. Vor allem auf Langzeitstudierende, die trotzdem viele Lehrveranstaltungen besuchen. Die meisten brauchen aber so lange, weil sie arbeiten müssen oder Kinder haben oder so. Langzeitstudierende werden dadurch nicht weniger. Es soll ja auch eine Mindestabnahme geben, sodass es den Teilzeitstudierenden deutlich erschwert würde, neben ihrer Arbeit oder Kindererziehung noch eine qualifizierte Ausbildung zu machen. Das halte ich für hoch problematisch. Denn Deutschland braucht mehr und nicht weniger Absolventen. Das sollte das Ziel sein, nicht die Abschreckung.

Jan Heller studiert
Energie- und Verfahrenstechnik,
5. Semester
So ein Modell wäre nur sinnvoll, wenn das gesparte Geld dann auch der Uni zugute kommt. Die normalen Zuschüsse an die Universitäten dürften dafür nicht gekürzt werden. Aber ich glaube, dass der Senat genau das vorhat.

Nicole Engert studiert
Maschinenbau,
11. Semester

Ich glaube nicht, dass die Lehre verbessert würde. Es wird nur dazu führen, dass diejenigen, die es sich leisten können, Zusatzkurse zu belegen, ein höherwertiges Studium absolvieren können. Das würde nur Nachteile bringen, denn es würde zu Differenzierungen zwischen den Studierenden führen, eine mehrklassige Studierendengesellschaft sozusagen. Die weniger Betuchten sind dann gezwungen, nur das Minimalangebot der Uni zu nutzen. Wenn nicht alles so glatt läuft im Leben - so ist es mir auch gegangen -, ist man angeschmiert.

Mustafa Algam studiert
Geschichte und Mathematik (Lehramt),
7. Semester
Die Frage ist: Wo bleiben die Gelder? Bleiben sie in der Uni, oder sollen sie die Defizite der öffentlichen Kassen ausgleichen? Ich glaube nicht, dass sich mit einem Bezahlsystem die Qualität des Studiums verbessert. Aber geschehen muss etwas. In meinen bisherigen sieben Semestern habe ich nur gemerkt, dass es immer weniger Professoren und immer mehr Studierende in den Veranstaltungen werden. Wir können zum Beispiel kaum Hausarbeiten abgeben, müssen immer Klausuren schreiben.

Miata Ladipoh studiert
Psychologie,
3. Semester
Von Studienkonten habe ich gehört, dass sie die Zeit begrenzen sollen, einerseits, aber auch ermöglichen, sich in anderen Fächern als dem eigenen Hauptfach etwas kundig zu machen. Die Einschränkungen mit so einem Modell zu verkaufen finde ich ziemlich clever, aber ich finde es nicht gut. Ich persönlich bin sehr sparsam, das heißt, ich gebe ungern mehr aus als nötig. Daher weiß ich, dass Qualität nicht immer auch einen besonders hohen Preis haben muss.

Sergio Olivares studiert
Verkehrswesen,
1. Semester
Ich glaube nicht, dass ein Studienkonto Verbesserungen schaffen könnte. Es würde die Universitätsausbildung auf die Leute reduzieren, die es sich leisten können. Man müsste erst recht arbeiten, um zu studieren. Die meisten kommen aber damit nicht klar. Auch diejenigen, die von den Eltern abhängig sind, könnten es sich meist nicht leisten. Die Idee ist eher blöd vom Senat, denn es beschränkt die Universität und beschneidet außerdem die Grundrechte. Eins davon ist schließlich die Bildung.

Melanie Finck studiert
Deutsch und Kunstgeschichte (Magister),
7. Semester
Sicher werden die Seminare nicht mehr so voll sein. Aber trotzdem ist das eine Art Darwinismus: Wer sich's leisten kann, kann auch die Vorlesungen besuchen. Das ist eigentlich unglaublich.

Preslav Naydenov studiert
Wirtschaftsingenieurwesen,
1. Semester
Ich finde es okay, so ein Modell einzuführen. Es geht nicht an, dass jeder 20 Semester studiert. Die Langzeitstudierenden belasten das ganze System, und viele Studierende warten auf Studienplätze.

Alexandra Kröber studiert
Deutsch und Kunstgeschichte (Magister),
3./2. Semester
Ich finde die Studienkonten vollkommen überflüssig. Außerdem geht das Flair des Studierens dabei vollkommen verloren. Denn es würde zu einer totalen Verschulung führen. Man würde sich vorkommen, als wenn man gerade die Schullaufbahn beginnt.

 

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