23.OKT. 2002 9:21                                                    Bundeskanzleramt                                                                                            NR. 328                   8. 1

Bundeskanzleramt

                                                                                                             Berlin, den 21. Oktober 2002                                                                                                                  Telefon 030 / 4000 0 (Vermittlung) 312-231 00-Sehr001

(GeschäftSZCiOhGfl bei Antwort bitte angeben)

Frau

Tina XXXXXXXX

Per Fax.: XXXXXXXXXX

 Sehr geehrte Frau   XXXXXXXXXXXXXX                    ,

für Ihr Fax vom 12. September 2002 an Frau Schröder-Köpf möchte ich mich bei Ihnen bedanken. Ich bin gebeten worden, Ihnen zu antworten.

Sie wenden sich gegen Äußerungen von Frau Schröder-Köpf in einem NDR-Interview vom 4. Februar 2001 ‚in der von der besonderen Gefahr von Attentaten psychisch Kranker auf Spitzenpolitiker und den hieraus abgeleiteten persönlichen Sorgen von Frau Schröder-Köpf die Rede war. Speziell war in diesem Gespräch auf Risiken durch Borderline-Kranke hingewiesen worden.

Ich habe Ihre kritische Auseinandersetzung mit den Interviewäußerungen zum Anlaß genommen, den medizinischen Wissensstand zum Krankheitsbild der Borderlinestörung zu ermitteln. Danach scheint eine besondere Gefahr von Gewalttaten durch Erkrankte nicht zu bestehen.

Ich wäre Ihnen deshalb dankbar, wenn Sie die entsprechenden Äußerungen von Frau Schröder-Köpf nur als beispielhafte Erwähnung, nicht aber als Schilderung einer typisierungsfähigen Gefährdungsprognose verstehen würden. In keinem Fall lag es in der Absicht von Frau Schröder-Köpf, Krankheitsbetroffene diskriminierend zu behandeln.

Gleichzeitig möchte ich um Verständnis bitten, dass Frau Schröder-Köpf aus persönlicher Betroffenheit heraus auch auf die in der Vergangenheit bereits auf furchtbare Weise bestätigten Gefahren aufmerksam macht, die von psychisch kranken Gewalttätern für Spitzenpolitiker ausgehen. Hier bleibt die Gesellschaft aufgerufen, in jedem Einzelfall eine sachgerechte Abwägung zwischen individuellen Freiheitsansprüchen und dem Sicherungsinteresse des Staates vorzunehmen.

Abschließend möchte ich Ihnen für die Zukunft alles Gute, insbesondere natürlich Gesundheit wünschen. Die ist eine schwer zu behandelnde Krankheit, deren Überwindung von Betroffenen und ihren Angehörigen Geduld, Toleranz und Beharrlichkeit verlangt. In diesem Zusammenhang ist die Arbeit der hierzu eingerichteten Selbsthilfegruppen von überragender Bedeutung. Ich sehe es als ein positives Signal, dass Sie die entsprechenden Möglichkeiten aktiv nutzen.

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag

(Ortwin Schulte)