Date: Wed, 02 Apr 2003 12:42:26 -0000 From: "Silvie " Reply-To: borderline-syndrom@yahoogroups.de To: borderline-syndrom@yahoogroups.de Subject: [borderline-syndrom] ratgeber RATGEBER DAS BøRDERLINE- SYNDROM Wissenswertes für Betroffene und deren Angehörige [ auf alle fälle gilt jedoch ein grundsatz : borderline -klientInnen können nichts dafür, das sie so geworden sind, sie müssen jetzt jedoch alles dafür tun, damit sich ihre lebenssituation verändert ! ] Körperliche Ebene - innerliche hochspannung - schlafstörungen - alpträume - konzentrationsstörungen - taubheitsgefühle - innere leere - unwirklichkeitsgefühle - das gefühl, vom körper getrennt zu sein - wahrnehmungen, vorstellungen und bilder, die ängstigen Emotionale Ebene - gefühlswirrwarr oder gefühls überflutung - niedergeschlagenheit - hoffnungslosigkeit - angstzustände - schuld-scham-ekelgefühle - rasche stimmungsveränderung zwischen angst, ärger & depression - schwierigkeiten, die gefühle wahrzunehmen Gedankliche Ebene - selbstabwertung bis selbstvernichtung - versagensgedanken - schuldvorwürfe - gedanken der hilf- und hoffnungslosigkeit - schwarz-weiß denken - entweder- oder- & alles- oder- nichts- denken Verhaltensebene - sozialer rückzug- aufgabe von kontakten, aufgabe von beruflichen & freizeit interessen - anklammerung und vermeidung von alleinsein - beziehungskonflikte - unfähigkeit, hilfe anzunehmen - impulsive handlungen - selbstschädigung und selbstverletzung - selbsttötungsversuche zusammenfassend läßt sich folgendes festhalten: Schmerzhafte Gefühle und eine emotionale Instabilität entstehen durch: [1]. eine hohe Sensibilität für emotionale Ereignisse [2]. Alltägliche emotionale Ereignisse können heftige Reaktionen hervorrufen [3]. Intensive Reaktionen, die stärker & ausgeprägter sind als im Durchschnitt [4]. Schwierigkeiten, die intensiven Gefühle & das Anspannungsniveau zu reduzieren [5]. Gelegentliche Hochs und Tiefs und Veränderung der Gefühle [6]. Nicht selten besteht eine depressive Grundstimmung Wichtig dabei ist, das sich nicht alle Betroffenen dieser Erkrankung gleichen und sich nicht mit allen Beschwerden und Problemen, die im folgenden beschrieben sind, identifizieren können. Denn nur ein Teil der Symptomatik ist jeweils bei den Betroffenen vorhanden, und zwar in unterschiedlicher Ausprägung. Und wie gesagt, jeder Mensch kennt einen Teil der beschriebenen Probleme ohne gänzlich unter diesem Krankheitsbild zu leiden. NEUN DIAGNOSTISCHE KRITERIEN KRITERIUM 1 Schwierigkeiten mit dem Alleinsein, Angst vor Trennungen oder verzweifeltes Bemühen, diese zu verhindern. Die Betroffenen empfinden zeitweiliges Alleinsein manchmal als immerwährende Isolation, dabei kann das Gefühl der eigenen Existenz, des [lebendig] seins, vorrübergehend ausgelöscht sein. Während des Alleinseins erleben sich die Betroffenen als gereizt, ängstlich oder fallen in ein depressives Loch. Verständlicherweise versuchen die meisten, das Alleinsein zu verhindern; entweder durch Betäubung mit Alkohol oder Drogen oder anderen Impulsiven Verhaltensmustern wie Fressanfällen oder selbstschädigendem Verhalten. Gelegentlich wird auch nur Druck auf den Partner oder die Umgebung ausgeübt. Meist findet man es einfacher, vor den Ängsten zu flüchten, als diese durchzustehen. KRITERIUM 2 Die Neigung, sehr intensive, jedoch instabile Beziehungen herzustellen, die meist durch einen Wechsel zwischer extremer Idealisierung und Abwertung charakterisiert sind. Die Betroffenen zeigen manchmal einerseits eine Intoleranz gegenüber Trennungen und andererseits Angst vor Intimität, was zu instabilen Beziehungen führen kann. Der permanente Wunsch nach Nähe, GEborgenheit und Versorgt werden, geht mit der Angst einher, völlig vereinahmt zu werden, was ein ständiges Tauziehen dieser beiden Seiten bedeutet. Werden die widersprüchlichen Bedürfnisse von der Umgebung nicht erfüllt, kommt es rasch zu einer Abwertung. Kleinste Zurückweisungen werden schnell als Enttäuschung erlebt und führen in Beziehungen schnell zu Mißverständnissen meist auch zu einer vollständigen Abwertung des eigenen Selbst. In der Regel führen die Lebenserfahrungen zu einem generellen Mißtrauen. Ausgehend von der Schwierigkeit, die eigenen Emotionen zu regulieren, kommt es auch aufder Bewertungsebene schnell zu zwei Extremen : gut oder böse. D.h. , der Gegenüber wird leicht als entweder liebenswert oder verachtend betrachtet. Auch "normale" Menschen reagieren auf dieses Verhalten unterschiedlich: Entweder es kommt zu übertriebener Rücksichtsnahme oder Enttäuschung und Rückzug. Dennoch sind die betroffenen immer wieder in der Lage, andere Menschen für sich zu gewinnen und trotz aller Ambivalenzen stabile Beziehungen aufrecht zu erhalten. KRITERIUM 3 Identitätsstörungen- die Schwierigkeit zu beschreiben, wer und wie ich in Wirklichkeit bin. Ein stabiles Identitätsgefühl zu haben bedeutet, über die Zeit hinweg in grundlegender Übereinstimmung mit sich selbst zu sein. Wenn man ein unsicheres oder kein Identitätsgefühl hat, dann fehlt dieses Gefühl der Übereinstimmung. Dann mag man den Eindruck haben, daß man nur so ist, wie man gerade in einem Augenblick fühlt und denkt. Genauso wie die Betroffenen andere Menschen als "nicht immer gleich" - erleben sind sie von ihrem eigenen ICH gegenüber immerwieder irritiert. Dies kann sich in Orientierungsschwierigkeiten bei der Partnerwahl, bei Entscheidungen in der Berufswahl und andere Langzeit ziele äußern. Bezüglich ihrer eigenen Selbstbewertung und ihrer Eigenschaften besteht für sie ein schwankendes Bild. Haben sie sich heute aufgrund einer vollbrachten Leistung als kompetent gefühlt, halten sie sich am nächsten tag wegen eines "blöden fehlers" für dumm. Die Personen fühlen sich dann nie als das, was sie einmal waren, sondern eher wie Sisyphus dazu angehalten, den Felsblock immer wieder den Berg hinauf zu rollen, weil sie sich ständig neu beweisen müssen. Gerade durch dieses Verhaltensmuster zeigen die Betroffenen Beständigkeit und Zähigkeit. Die Unsicherheit, sich selbst gegenüber, kann durch diese Hartnäckigkeit immer wieder kompensiert werden. KRITERIUM 4 Potenziell selbstschädigende, häufig impulsive Handlungen wie zb: übermäßiges Geldausgeben, häufig wechselnde sexuelle Kontakte, Drogenmißbrauch, Diebstahl, rücksichtsloses Fahren & Eßstörungen. Manchmal dienen impulsive Handlungen als Verteidigungsmechanismen gegenüber Gefühlen von der Einsamkeit & der Angst, verlassen zu werden.Bedenkt man die starke Anspannung, die durch einen Konflikt oder Streit ausgelöst werden kann, lassen sich Gefühle wie Traurigkeit,Zorn und Enttäuschung durch die unterschiedlichsten Verhaltensmuster wie Freßanfälle, Kaufräusche, das ziehen durch Bars ect. vertreiben. Manche machen es sich zur Regel, fast allem aus dem Weg zu gehen. Dieser Mechanismus läßt sich leicht mit Alkohol- und Drogenmißbrauch aufrechterhalten. Unter Umständen führt dies nur zu einer Verschlechterung des Selbstwerterlebens, was die Vermeidung von KOnfliktlösungen verstärkt. Aus Hilflosigkeit greifen viele dann zu Verhaltensmustern, die ihnen längerfristig schaden. Mit diesen Verhaltensmustern haben die Betroffenen gelernt, emotionalen Schmerz auszuhalten um so leichter durch das Leben zu kommen. KRITERIUM 5 Wiederholte Suizidversuche, Drohungen oder SelbstVerletzendes Verhalten Da SElbstverletzendes Verhalten meist von Schuld- und Schamgefühlen begleitet ist, geschieht es meist heimlich. Dabei gibt es unterschiedliche Formen ; die häufigsten sind: sich schneiden, sich brennen oder sich schlagen, auch selbsterzeugte Krankheiten gehören dazu.Ebenso sind die Motive für die Durchführung unterschiedlich. Den einen gelingt es so, keinen emotionalen Schmerz mehr zu spüren, die anderen versuchen gerade dadurch, wieder etwas zu spüren und aus der Isolation herauszukommen. In einem im März 1995 veröffentlichten Artikel im Stern lautet die Überschrift: Wenn Schmerz die Seele schützen muß. Viele Menschen mit einer Borderline erkrankung sagen, daß sie während der Selbst- Verletzenden Aktionen keinen Schmerz spüren, und berichten sogar von einer ruhigen Euphorie danach. Durch die Beobachtung von Reaktionen nach schweren Traumen, wie z.B. Kriegsverletzungen, wurde die Vermutung aufgestellt, daß der Körper bei solchen Gelegenheiten biologische Substanzen , z.B. Endorphine, freisetzt, die dem Organismus bei der Selbstbehandlung von Schmerzen helfen. Bevor die Betroffenen sich Schmerz zufügen, können sie starke Spannungen, Zorn oder überwältigende Traurigkeit fühlen ; hinterher erleben sie ein Gefühl von Erleichterung und die Befreiung von Angst. Leider kann letzteres dazu führen, daß Selbstverletzendes Verhalten immer wieder eingesetzt wird, ohne die eigentlichen Konflikte zu lösen. Schließlich kann Selbstzerstörendes Verhalten auch signalisieren, daß die Betroffenen Hilfe und Unterstützung brauchen, oder eingesetzt werden, um den Partner an sich zu binden. Gerade diese Verhaltensmuster dienen regelrecht einer Überlebensstrategie, da sonst die momentane Situation für die Betroffenen nicht mehr auszuhalten wäre. KRITERIUM 6 Eine ausgeprägte Sensibilität der Stimmung, die von häufigen Stimmungsschwankungen begleitet wird. Diese Stimmungen wechseln z.B. zwischen Angst, Ärger oder Depression und halten üblicherweise nur wenige Stunden bis selten wenige Tage an. Die Betroffenen machen dabei aprupte Stimmungsschwankungen durch, die durch kleine oder schwerwiegende Irritationen ausgelöst werden können und nur kurze Zeit anhalten. Die Grundstimmung ist meist nicht ruhig und kontrolliert, sondern eher rastlos, hin und her gerissen, pessimistisch, zynisch oder depressiv. Dies empfinden die Betroffenen selbst als irritierend ; es kann zu Einschränkungen im Selbstbild und im Verhalten führen und von der Umwelt als störend erlebt werden. Gerade die negativen Reaktionen des Umfelds erhöhen manchmal noch die Sensibilität der Betroffenen. KRITERIUM 7 Immerwährendes Gefühl der Leere. Ausgehend von der Annahme, daß den Menschen mit einer Borderline- Erkrankung im Allgemeinen das Gefühl einer stabilen Grundidentität fehlt, fühlen sie sich einsam und leer. Der Leidensdruck läßt sich kaum beschreiben- nichts ist da, kein Gefühl - die Person erlebt sich selbst wie einen Hohlraum oder wie tot. Sie sucht in der Regel nach Möglichkeiten, diese "Löcher" zu stopfen. Aus diesem Gefühl der Leere entsteht manchmal eine Art existenzielle Angst. Wenn die Betroffenen diese durchstehen, ist das als hohe menschliche Leistung zu bezeichnen. KRITERIUM 8 Intensive Wut oder Schwierigkeiten, Wut und Ärger zu kontrollieren, z.B. häufige Gereiztheit, ständiger Zorn, wiederkehrende körperliche Auseinandersetzungen. Die Zornausbrüche der Personen mit einer Borderline Erkrankung sind massiv und nicht immer vorhersehbar ; im Verhältnis zur auslösenden Situation werden sie auch als unangemessen eingeschätzt. Der Zorn, der so intensiv ist und so nah unter der Oberfläche brodelt, richtet sich oft gegen Menschen, die den Betroffenen sehr nahe stehen. Er kann durch emotionale Irrationen, durch Mißverständnisse und Enttäuschungen wachgerufen werden; meist besteht schon eine mißtrauische, ärgerliche Grundhaltung, die auf dem Sprung zur Verteidigung ist. Manchmal muß auch ein Streit dazu dienen, die Stabilität einer Beziehung zu überprüfen oder mehr Distanz in eine Beziehung zu bringen. Die Stärke liegt darin, sich immer und zu jeder Zeit verteidigen zu können. KRITERIUM 9 Vorübergehendes, streßabhängiges Entfernungs oder Entfremdungserleben oder die Vorstellung, sich bedroht oder verfolgt zu fühlen. Die Betroffenen haben gelernt, schwierige, traumatische Situationen dadurch zu überstehen, das sie Teile des Bewußtseins ausschalten. In der Regel fühlt sich der Körper dabei an, als sei er taub oder als gehöre er nicht zur eigenen Person. Andere wiederum finden sich an einem Ort oder einer Stelle wieder, ohne zu wissen, wie sie dahin gekommen sind bzw. was sie während der dazwischen liegenden Zeit getan haben. Auch die Fähigkeit, sich weit weg von sich selbst zu fühlen und keinen Schmerz zu spüren, gehört zum dissoziativen Syndrom. Diese Fähigkeit wird nicht selten vor dem Selbstverletzenden Verhalten eingesetzt und dienst der reinen Überlebensstrategie. In Extremsituationen, wenn Betroffene von inneren Bildern und Erinnerungen gequält sind, fühlen sie sich selbst wie gelähmt und erstarrt. Diesen Zustand nicht mehr aushalten zu müssen, macht es Sinn, einen Mechanismus zu finden, um sich selbst nicht mehr spüren zu müssen. Insbesondere emotionale Streßsituationen werden als absolut unangenehm, auch als bedrohlich erlebt. Dies führt manchmal vorrübergehend zu der Wahrnehmung von Stimmen oder Personen, die nicht wirklich anwesend sind. Dies geschiet nicht immer um der Realität zu entgehen, sondern ist eine Form das früher erlebte Grauen noch in die Lebenswelt der Betroffenen zu integrieren. In der Regel sind es traumatische Lebenserfahrungen, die zu diesem wiederkehrenden Mißtrauen führen. Wenn Sie Ihr Abonnement fuer diese Gruppe kuendigen moechten, senden Sie eine E-Mail an: borderline-syndrom-unsubscribe@egroups.de Die Nutzung von Yahoo! Groups ist Bestandteil von http://de.docs.yahoo.com/info/utos.html