Ende September musste Dieter Gieseking
mal wieder eine Demütigung hinnehmen. Das Landgericht Trier mochte
nicht seiner Auffassung folgen, dass es sich bei einem Text, den er via
Internet verbreitet hatte, um ein "wissenschaftliches" Werk handele.
Das Gericht hatte gute Gründe: In dem angeblich authentischen
Erfahrungsbericht schildert ein 11-Jähriger detailliert seine sexuellen
Erfahrungen mit einem 30-Jährigen. "Knallharte Pornografie", urteilte
der Staatsanwalt. Das Gericht verurteilte Gieseking zu acht Monaten
ohne Bewährung. Der aber ist weiter auf freiem Fuß. Er hat Revision
beantragt. Es war nicht das erste Mal, dass Dieter Gieseking
in Konflikt mit dem Gesetz geraten ist. Es wird, nach Lage der Dinge,
auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Denn der 48-Jährige hat eine
Mission: Er will, dass Pädophile "unbehelligt, respektiert und
etabliert" leben können. Er will, dass Sex mit Kindern legalisiert
wird. Viele Mittel scheinen dem Ex-Bundesgrenzschützer dafür recht. Sie
haben ihm den zweifelhaften Ruf eingebracht, "Deutschlands berühmtester
Pädophiler" zu sein.
Gieseking ist Gründer und
Kopf der "Krummen 13", einer kruden Gruppe Gleichgesinnter, die sich
"Gefangenenhilfeverein" nennt. Deren Ziel ist es, inhaftierten
Pädophilen die Haftbedingungen zu erleichtern und Lobbyarbeit zu
machen. Zudem dient das derzeit stillgelegte Online-Forum der "K13" als
Kontakthof und Tauschbörse. Kinder, so das Credo des Clubs, seien
durchaus interessiert an Sex mit Erwachsenen, geschehe dies
"einvernehmlich", könne von Missbrauch keine Rede sein. Perfides Motto:
"Gesetze kennen Grenzen - Liebe nicht."
Um
seinen Verein zu finanzieren, betrieb Gieseking schon mal schwunghaften
Handel mit Kinderpornos. Gegen eine "Spende" von 250 Mark versorgte er
seine Kunden mit inkriminierter Ware. Das erste Mal flog er damit im
September 1996 in Luxemburg auf. Ein Jahr Knast in dem Zwergstaat
folgte. Auch danach wurde Gieseking mehrfach mit verbotenen Filmen und
Texten erwischt, etwa Ende 1997 in der Eifel. Damals entging der selbst
ernannte Pädophilen-Pionier einer harten Strafe, indem er seine Kunden
verpfiff.
Inzwischen scheint Gieseking Gefallen
an seiner Popularität gefunden zu haben und traut sich immer
unverhohlener in die Öffentlichkeit. So kündigte er Ende 2001 an, die
"Krumme 13" in Trier ins Vereinsregister eintragen zu lassen. Nach
massiven Protesten annoncierte er seinen Umzug nach Hamburg. Erst als
dort neben allen Parteien und linken Gruppen sogar Neonazis gegen die
"Krumme 13" auf die Barrikaden gingen, blies Gieseking zum Rückzug.
Mitte dieses Jahres hieß es, der Verein habe sich aufgelöst. Das aber
darf bezweifelt werden. Wer heute im Internet die Online-Redaktion des
Vereins anklickt, wird darauf verwiesen, dass man sich gerade einen
neuen Server suche. Der "K13-Onlineshop" befindet sich "under
construction". Dem Hamburger Abendblatt verriet Gieseking, was er dort
zu verhökern gedenkt: "Bücher zum Thema Pädophilie, Boylove und
Girllove, sowie Bildbände, Videos, Spielfilme, Zeitschriften und vieles
mehr". Man wird, so viel steht fest, noch von Dieter Gieseking hören.