Folgeerscheinungen

Mögliche Folgeerscheinungen des sexuellen Missbrauchs :

 

Abhängigkeits-Erkrankungen Angst-Störungen
Asthma Autismus
Selbstverletzendes Verhalten Beziehungs-Störungen
Delinquenz Depressionen
narzißtische Persönlichkeitsstörung Borderline Störung
dissoziative Persönlichkeitsstörungen Epilepsie
Eß-Störungen Gewalttätigkeit
Lähmungen Migräne
Ohnmachtsanfälle Phobien
Promiskuität Prostitution
psychogene Amnesien psychosomatische Blutungen
Sadomasochismus Schlaf - Störungen
Sexual-Störungen Sexualisieren
sexuell aggressives Verhalten Sprach – Störungen
Störungen im Hygiene - Verhalten Suizidialität
Zwänge Hospitalismus

 

Selbstverletzendes Verhalten


Ich kann nicht mehr zählen, wie viele aufgeritzte und zerschnittene Arme ich gesehen habe bei Menschen, die zu mir zum Gespräch kamen, aber nicht nur das.

Eine junge hübsche Frau saß mir gegenüber. Sie war als Kind missbraucht und gequält worden und sie erzählte mir, dass sie sich manchmal schneidet .
Ohne „Vorwarnung“ stand sie auf und streifte langsam und wortlos ihre Hose nach unten.
Ihre Beine waren von oben bis unten mit 20- 30 cm langen Narben gezeichnet, teilweise noch rot oder dickgeschwollen, ein Schnitt war sogar genäht worden.
Warum tat sie das ?
„Es bringt mir Erleichterung, kurze Erleichterung, wenn das Blut fließt, nimmt mir den schlimmsten Druck“

Eine andere Frau erzählte mir, dass sie ihren Kopf gegen die Wand schlägt, immer und immer wieder. „Wenn ich den innerlichen Schmerz nicht mehr aushalte, leite ich ihn um“

Ein Mädchen beißt sich regelmäßig die ganze Mundschleimhaut und die Lippen blutig.
„Das lenkt mich ab“ sagte sie.
Manchmal drückt sie auch Zigaretten auf ihrer Haut aus.

Ein Mann, knapp 50, war als Junge auf vielfältige weise und durch mehrere Täter und Täterinnen missbraucht worden, hatte sich selbst all seine Zähne abgesägt.
„Ich suchte einen schlimmeren Schmerz als den in mir drin“

Ein ganz junger Mann schlief nur auf dem harten Fußboden, war überall grün und blau.
„Hilft gegen Albträume“

Und ein Überlebender zeigte mir seine abgebissenen Fingerkuppen ...wusste nicht, wieso er das tat.

Und wie ist es mit der Frau, die sich, wenn auch unbewußt, immer wieder einen gewalttätigen Partner sucht, der sie stellvertretend (für sie selbst) prügelt , quält, verletzt ?

_____

Selbstverletzendes Verhalten beruht aber weder auf einen Zerstörungsversuch noch auf Aggression. Der Begriff beschreibt einfach ein Verhalten, das eine physische Verletzung des eigenen Körpers schafft.
Die Schädigungen umfassen alle Verletzungsgrade, können durchaus lebensgefährlich sein.

Wir unterscheiden ein reaktives selbstverletzendes Verhalten, das im direkten Bezug zu Umweltereignissen steht ( z.B. aus Protest, Weigerung, Provokation ) und ein automatisiertes selbstverletzendes Verhalten, das offenbar unabhängig von äußeren Einflüssen ist, sondern durch innere Ereignisse ausgelöst wird. Selbstverletzungen können z.B. ein komplexer Versuch sein, mit Trauma- Erfahrungen umzugehen.
Das Verhalten ist dann der neurobiologischen Ebene zuzuordnen und hat eine steuernde und regulierende Funktion, ist für den betroffenen Menschen allerdings nicht mehr wirklich kontrollierbar.



Die Umwelt verwechselt leider SSV allzu häufig mit Suizidversuchen, dabei ist es genau das Gegenteil, nämlich ein Versuch zu überleben , die emotionale Pein nach außen zu transportieren um dort die Kontrolle darüber zu erlangen.

Viele Beweggründe können sich hinter einem solchen Verhalten verbergen.
Nicht selten stellen die selbst zugefügten Verletzungen eine Art Wiederholung dar, Menschen verletzen sich in derselben weise , wie sie als Kind verletzt wurden, auch wenn sie sich möglicherweise daran gar nicht bewusst erinnern.
Diese Wiederholung ist eine Möglichkeit der unbewussten Mitteilung gespeicherter traumatischer Erlebnisse.
SSV gibt manchen, deren Seele gemordet wurde, die Möglichkeit, sich des Lebens zu vergewissern. „Ich blute, also lebe ich “.
SSV kann bei Menschen mit dissoziativen Störungen den Zugang zu einem anderen Persönlichkeitsanteil erleichtern, der gerade über mehr Reserven verfügt oder auch, um sich stärker mit der Gegenwart zu verhaften.
Opfer von rituellem Missbrauch wurden häufig auf SSV programmiert, so schützen sich die Täter!

Heilung kann nur geschehen, wenn nichtschädigende Alternativen zur Überlebensstrategie des SSV gefunden werden und neue Wege, wie sich ein Sicherheitsgefühl herstellen lässt.
Häufig entwickeln sich neue Möglichkeiten, wenn der mutige Blick auf die Wunden und die Gefühle der Vergangenheit gerichtet wird und diese alten Wunden heilen können, wenn der Umgang mit Gefühlen erprobt wird und nicht mehr sinnlos versucht wird, Bedürfnisse der Vergangenheit, sondern die der Gegenwart zu erfüllen.
Klingt fast einfach – ist es aber natürlich ganz und gar nicht.
Wer lässt schon einen rettenden Strohhalm los, wenn nichts anderes greifbar ist?
Aber, es ist zu schaffen, sich ein sicheres Floß zu bauen und den Strohhalm des selbstverletzenden Verhaltens überflüssig werden zu lassen!


Jeder Schnitt

Jede Wunde auf meiner Haut
soll zeigen, wie ich innerlich blute -
Einschneidender Anblick einer gelebten Verletzung.
Qual, Hass, Aufschrei -
Die Seele braucht Luft,
die ich mir auf diese grausame Weise verschaffe.
Fließt das erste Blut, kann ich freier atmen.
So sehe ich zu, wie meine Hand
eine Spur nach der anderen in meine Haut schneidet -
ohne Schmerz.
Erst viele Jahre später beginne ich zu realisieren,
dass meine Einschnitte die Falsche getroffen haben ...
So bleibe ich mein Leben lang gezeichnet.
Hoffentlich kann ich mir eines Tages selbst dafür
verzeihen ...


Körper – Museum

Und wieder ist es mal soweit :
Ein neuer Schnitt auf meiner Haut, gefolgt von vielen, vielen anderen.
Wie eine „Künsterin“ erschaffe ich mir eine andere, eine „gezeichnete“ Ansicht meines Körpers.
Ewiges Mahnmal für knallhart erlebte und durchlittene Geschichte.
Meinen Körper tätowiere ich mir selbst damit,
rot sind die Striemen auf meiner Haut nach erfolgtem Tun.
Wunden klaffen auseinander, wie auch die Wunden meiner Seele gestillt werden wollen.
Noch immer denke ich im Augenblick des Schneidens nur an die Gegenwart
in der die Vergangenheit sich doch so unerbittlich hier entlädt.
Doch Irgendwann, da werde ich beginnen, in Dimensionen der Zukunft zu denken,
und dann werden sie für alle Ewigkeit Zeugnis ablegen, die Narben meines Tuns.
Ein grausames Spiel -
Noch immer - wie ich denke,
viel zu harmlos als Ausdruck all des schrecklichen Erlebens -
Und doch: Eine grausame und ungerechte Justiz,
denn
wieder trifft es mich !!

(Deborah Kalim)

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Die narzißtische Persönlichkeitsstörung


Jeder Mensch benötigt unbedingt eine gesunde Portion Narzißmus, also Zuwendung zu sich selbst.

Eine narzißtische Persönlichkeitsstörung hingegen ist eine deutliche Störung des Selbstwertgefühls und gehört zu den sogenannten „Frühstörungen“, hervorgerufen durch eine narzißtische Verwundung in einer Zeit, in der die Zweierbeziehung zwischen Mutter und Kind noch ganz besonders eng war.
Somit beginnt die Störung in einem so frühen Lebensalter, dass eine Erinnerung an die Entstehung kaum möglich ist.
Sie führte aber zu einer gravierenden Entwicklungshemmung oder Blockade.
Das Kind wurde in irgendeiner Form abgelehnt in seinem „So-Sein“, Gefühle durften in der Regel nicht gezeigt werden, waren unerwünscht, wurden ihm ausgeredet oder verboten – grausam!
Das Kind versuchte, durch Anpassung oder Abspaltung zu überleben.
Nazißtischen Menschen ist es zwar gelungen, ein zusammenhängendes Selbst zu entwickeln, aber es ist „falsch“, denn sie waren wegen der fehlenden positiven Spiegelung als Kind gezwungen, ihr Selbstwertgefühl auf krankhafte Weise herzustellen.
Der Hunger nach der bedingungslosen Liebe, die ihnen als Kind vorenthalten wurde, scheint, auch später noch, schier unersättlich.
Und diese narzißstisch gestörten Menschen können auch tatsächlich nie wirklich satt werden, weil sie ihren Hunger mit unpassender Nahrung zu stillen versuchen, mit falschen Mitteln Zuneigung einverleiben wollen.
Ein Mensch, der als Kind nie um seiner selbst willen geliebt wurde, kann keine Selbstliebe entwickeln und auch keinen anderen Menschen lieben, so gern er es vielleicht tun würde ...
Häufig sind starke Minderwertigkeits- und Unterlegenheitsgefühle zu beobachten, die immer wieder abgelöst werden von zeitweisen Größenphantasien und Übertreibungen.
Viele können das äußerst labile Selbstwertgefühl durch Erfolge und Leistung tarnen, doch bei genauem Hinsehen fällt eine vollkommen übertriebene Beschäftigung mit dem eigenen Wert, Erfolg, Macht, Besitz, äußerem Glanz, idealen Vorzeigepartnern ... auf.
Diese Menschen fordern, innerlich verzweifelt, permanente Rund-um-die-Uhr- Bewunderung und –Aufmerksamkeit, haben aber kein wirkliches Einfühlungsvermögen für andere, die durchaus rücksichtslos ausgebeutet und benutzt werden, um eigene Ziele zu erreichen.
Bleibt die narzißstische Bestätigung aus, oder noch schlimmer, im Falle einer noch so geringen vermeintlichen Zurückweisung oder Kränkung kommt es leicht zu aggressiven Ausbrüchen, Kontrollverlust und Rachehandlungen, die nicht selten jede Verhältnismäßigkeit verlieren! Wer die Abwertung verursacht hat, wird entwertet oder zerstört. Die alte Kindheitswut explodiert!
Kränkungen empfinden diese Menschen nämlich meist als einen extrem schmerzhaften Vernichtungsversuch ihrer gesamten Persönlichkeit.
Kritik an einem solchen Menschen hat nicht selten eine lebenslange Feindschaft zur Folge.
Konkurrenten werden ohne schlechtes Gewissen mit unfairsten Mitteln aus dem Feld geschlagen.
In Wirklichkeit versuchen sie sich durch ihr Verhalten unabhängig von der Bewertung durch andere zu machen, sich zu schützen.

Irgendwann vielleicht ...
wächst die zugrundeliegende innere Unzufriedenheit und Leere, bis sie kaum mehr auszuhalten ist und vielleicht wird diese Krise dann als Chance benutzt, sich auf den beschwerlichen Weg der Erlösung, der Heilung, zu machen und sich auf den Prozeß einzulassen, das wahre verletzte Selbst kennenzulernen.
Eine Therapie ist erfolgreich, wenn der Klient befriedigende mitmenschliche Kontakte aufrechterhalten kann und angstmachende Gefühle nicht mehr abwehren muß.

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Dissoziation als Überlebenschance

Dissoziative Störungen gehören zu den posttraumatischen Stress-Reaktionen, äußern sich als Störungen der Identität, des Gedächtnisses oder Bewusstseins.
Sie sind eine unbewusste und gnädige Schutzfunktion, die alles, was das Bewußstsein unmöglich verkraften könnte, darin hindert, bis dorthin vorzudringen.

Zu diesen Störungen zählen:
Die Psychogene Fugue, die sich zeigt, indem sich der betroffene Mensch ab und zu an einem Ort wiederfindet, ohne sich erinnern zu können, wie er dorthin gekommen ist.
Die Psychogene Amnesie ist dadurch gekennzeichnet, dass sich der Betroffene nicht mehr an wichtige Lebensdaten erinnern kann, ohne das dem eine körperliche Störung oder Drogenkonsum zugrunde liegt.
Depersonalisations-Störungen zeigen sich durch eine Verzerrung des Gefühls der Wirklichkeit. Die eigene Person wird als unwirklich wahrgenommen oder als vom Körper getrennt.
Bei der Derealisierung erscheint hingegen die gesamte Umwelt unwirklich und fremd.
Trotz alledem ist es dem betroffenen Menschen möglich, die Kontrolle über sein Verhalten auszuüben.
Zudem gibt es unzählige „gemischte“ dissoziative Störungen mit den verschiedensten Symptomen wie Wahrnehmungsstörungen, Gedächtnisstörungen, Desorientiertheit, tranceartigen Zuständen ...

Trotz alledem ist es dem betroffenen Menschen bei diesen genannten Störungen möglich, die Kontrolle über sein Verhalten auszuüben.

Häufig nicht mehr möglich ist das bei der:

Dualen Persönlichkeitsstörung, sie bezeichnet eine Spaltung in zwei vollkommen verschiedene Persönlichkeitsanteile, die meist nichts voneinander wissen (wie in dem bekannten Roman/Film „Dr. Jekyll-Mr. Hyde“)

Komplexen multiplen Persönlichkeitsstörung.
MPS- einer umstrittenen Diagnose.

Unzähligen Kindern allen Alters werden die unvorstellbarsten Grausamkeiten angetan, denen sie schutzlos und vollkommen ohnmächtig ausgeliefert sind.
Sehr frühe und extreme, fast immer sexuelle, Traumatisierungen sind die Ursache für eine multiple Persönlichkeitsstörung (MPS).
Neben dem Tatort Familie, handelt es sich bei diesen Traumatisierungen nicht selten auch um grauenhafte und schier unglaubliche Taten, die von organisierten Gruppen (satanischen Sekten, Kulten, Sadistischen Zirkeln, Pornoringen) an Kindern begangen werden.
Das geschändete Kind sendet zwar immer deutliche Signale aus, aber wenn es dennoch, wie so oft, keinerlei Hilfe findet spaltet sich die kindliche Seele, sie dissoziiert, um diese Gewalttaten überhaupt überleben zu können, sie spaltet sich nach und nach in viele einzelne Teile, von denen jedes auch eigene Erinnerungen oder auch nur Teile einer Erinnerung, gespeichert hat und als eigene Person empfunden wird, die zunächst von den anderen nichts weiß.
„Zum Glück“ hat nicht jeder abgespaltene Teil Trauma- Erfahrungen gespeichert.
Diese Spaltung der Identität wird von genannten Tätergruppen auch bewusst auf bestialische Weise hervorgerufen, um die Kinder so zu besonders willigen Werkzeugen zu machen. Hier werden regelrechte Gehirnwäschen vorgenommen und fatale, dauerhafte Programmierungen.

Es gibt Fachleute, die die Diagnose MPS schlichtweg für „Unsinn„ halten und andere, die von MPS sprechen, wenn folgende Symptome vorhanden sind:

  1. Zwei oder mehr Persönlichkeitszustände mit ganz eigenen Verhaltensmustern.
  2. Mindestens zwei davon haben abwechselnd die Kontrolle über das Denken, Fühlen und Verhalten der Person.
  3. Es kommt zu Zeitverlusten, die mit normaler Vergesslichkeit nicht zu erklären sind.
  4. Nicht-Erinnern-Können ganz persönlicher Informationen und all das nicht ausgelöst durch eine organische Erkrankung oder Drogen.

Der Umwelt, sogar dem betroffenen Menschen selbst bleibt nicht selten der Wechsel der Persönlichkeitsanteile „Switch“ zunächst relativ verborgen, wird allenfalls als sonderbares Verhalten abgetan.
Doch, was es bedeutet, sich nicht allein in seinem Körper zu fühlen, mit all diesen Störungen verschiedene Leben leben zu müssen, verschiedene Unterschriften zu haben, verschiedene Freunde, unbekannte Kleidungsstücke im Schrank zu finden, sich in einem Zeitloch zu verlieren, Menschen nicht zu erkennen, Stimmen zu hören, ständig zu schauspielern, immer nur Angst zu haben, sich selbst für verrückt zu halten, können nichtbetroffene Menschen kaum ahnen.
Der Weg von den ersten eigenen Vermutungen bis zur Erkenntnis und Akzeptanz der Störung ist weit und der Schock oft riesengroß. Multiple haben verständlicherweise einen enormen Leidensdruck, können sich unmöglich alleine wirklich helfen, auch wenn sie sich durchaus vielleicht nach einer Weile schon einiger „Innen-Personen“ bewusst geworden sind, ein wenig Ordnung in das Chaos gebracht haben.
Doch es ist so, als wohnen viele ganz verschiedene Menschen zusammen in einem Haus – z.b. Babys, Kleinkinder, Teenager, erwachsene Frauen und Männer, liebe, sanfte, aber auch aggressive, bösartige Personen....
Jeder hat sein eigenes Zimmer,einige tief unten im Keller und vollkommen abgeschlossen, andere offen oder mit Durchgang.
Manche Bewohner kennen sich, manche nicht. Einige mögen sich, unterstützen sich, andere verachten sich, lehnen sich ab, hassen und bekämpfen sich.
Es gibt nur eine einzige große Tür in diesem Haus, alle wollen dort hinaus, um an der Außenwelt Anteil zu nehmen, aber das kann immer nur einer.
Was da innen im Haus los ist, können wir uns so beinahe denken ...

Multiple Menschen brauchen unbedingt fachliche Hilfe.
Eine Therapie ist möglich, auch wenn multiple Betroffene anders behandelt werden müssen als solche mit einer intergrierten Identität.
Vieles kann eine solche Therapie enorm erschweren, besonders alte Programmierungen, die Betroffene wie unter Hypnose handeln lassen oder noch bestehende Täterkontakte.
Eine erfolgreiche Therapie ist nicht erreicht, wenn eine Person nicht mehr multipel ist.
Heilung bedeutet nicht einmal unbedingt das Zusammenfügen der einzelnen Persönlichkeitsanteile zu einer Gesamtpersönlichkeit, sondern es sollte in erster Linie um die Heilung der alten Wunden gehen, die durch das vorsichtige nochmalige und kontrollierte Durchleben und Bearbeiten der erlittenen Gewalt geschehen kann, der das Erlernen neuer, gesunder Verhaltensweisen folgt. Das kann durchaus auch der Aufbau und die Kooperation der einzelnen inneren Anteile sein.
Zunächst geht es nämlich darum, ein sogenanntes Co-Bewußtsein zu erlangen, wobei ganz wichtig ist, dass kein Anteil mehr abgespalten oder abgelehnt wird und es nicht mehr zu Erinnerungslöchern und Zeitverlust (Filmriß) kommt, d.h. dass die amnestischen Barrieren abgetragen werden, alle Anteile Zugang zueinander haben.
Eine Verbindung oder sogar Verschmelzung der einzelnen Anteile kann dann durchaus ein weiterer Schritt sein oder sich sogar als Folge von alleine entwickeln, muß es allerdings nicht und ist auch gar nicht immer von den Betroffenen erwünscht, die oft große Angst haben, liebgewonnene Anteile „sterben „ zu lassen.

Auf unserem Themen-Forum hatten wir vor einigen Monaten auf Wunsch der Betroffenen „Multiple Persönlichkeitsstörungen“ zum Thema gemacht.
Diplom-Psychologin Michaela Huber, die sich seit vielen Jahren auf die Behandlung schwer traumatisierter Frauen spezialisiert hat, zu denen eben auch multiple Persönlichkeiten zählen, hatte sich zu unserer großen Freude bereiterklärt, Fragen zu beantworten und damit sicherlich so manch vollkommen falsche Einschätzung dieser Störung ausräumen können.

Ich selbst habe bereits einige multiple Menschen kennengelernt und von ihnen konnte ich am besten lernen.
Sie haben mir die Berührungsangst vor dieser Störung genommen.
Sie haben mir erzählt, wie es sich innen anfühlt, haben mir ihre verschiedenen Personen (durchaus auch die aggressiven !!) und deren Eigenarten vorgestellt und mir gesagt, wie ich mich bei einem Switch verhalten und wie ich ihnen aus einer Trigger-Situation heraushelfen kann.
Ich war stolz über das große Vertrauen und immer tief berührt und voller Bewunderung und Hochachtung für diese unglaublich starken Menschen und ihre Art zu überleben.


Dagmar Minor, Schotterblume

Buchempfehlungen:

Michaela Huber „Multiple Persönlichkeiten“
Sabine Marya „Schmetterlingsfrauen“
Peter Fiedler „Dissoziative Störungen und Konversion“
Walburga Temminghoff „Eine–Sein. Viele-Sein! Eine-Werden?"

Alle zu bestellen im:
Donna-Vita-Verlag
Kaiserstr. 139 – 141
53113 Bonn

Tel.: 0228 - 28 91 200
Fax.: 0228 - 28 91 202
Mail: mail@donnavita.de
www.donnavita.de

Weiterer Hinweis :

VIELFALT e.V.
Verein zur Aufklärung über Dissoziation als Überlebensmuster
Postfach 10 06 02
28006 Bremen

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Psychogene Eß-Störungen


Redensarten:
„--- Es ist zum Kotzen“ ---- „Der Bissen bleibt mir im Hals stecken „ -----
----„Ich schlucke meine Wut hinunter“ ----
„Das schlägt mir auf den Magen „ ---- „Ich fresse alles in mich hinein“ -----
---- „ Nun spuck’s schon aus „ -----„Ich hatte einen dicken Brocken zu schlucken „ ----
„Es liegt mir wie ein Stein im Magen „ ----„Ich habe mich selbst zerfleischt“-----
-----„Ich muß mich durchbeißen“------


Voranstellen möchte ich, dass es durchaus auch Eßstörungen gibt, die rein körperliche Ursachen haben.

Hier aber geht es um die psychogenen, also die seelisch bedingten Eßstörungen.
Diese Störung des Eßverhaltens ist demnach keine schlechte Angewohnheit, die sich abtrainieren lässt, sondern eine eine weitverbreitete psychosomatische Erkrankung, eine Sucht, die dennoch bisher keinesfalls ausreichend behandelt und beachtet wird.
Ohne ärztliche Hilfe ist eine Heilung aber kaum möglich.

Wir unterscheiden drei verschiedene Krankheitsbilder, alle haben allerdings eines gemeinsam : „Alles dreht sich ums Essen“

Die Magersucht (Anorexia nervosa)

„Das einzige, was ich in meinem Leben beherrsche ist das Hungern“

ist gekennzeichnet durch deutliches, selbst herbeigeführtes Untergewicht und anhaltendes Streben nach Dünn-Sein.
Es werden dazu ganz gezielt oft gravierende, gewichtsreduzierende Maßnahmen eingesetzt wie: Hungern, Erbrechen, Abführen, übertriebene körperliche Aktivitäten oder Medikamente.
Trotz des nicht selten lebensgefährlichen Untergewichts fühlen sich diese Menschen dennoch oft noch zu dick. Sie leugnen beharrlich und überzeugt den Schweregrad ihres geringen Gewichts, denn Menschen mit Eßstörungen besitzen in der Regel ein verzerrtes, negativ gefärbtes Körperbild, unklare Körperwahrnehmung verbunden mit mangelndem Identitätsgefühl.
Als Folge des Untergewichts kommt es zu einer Vielzahl von Veränderungen im Verhalten, Denken und Fühlen der betroffenen Menschen, auch körperliche Folgeerscheinungen bleiben aufgrund der Mangelernährung natürlich nicht aus.
Gedanken über das Essen nehmen ein riesiges Ausmaß an, bestehen sozusagen permanent.
Hunger wird allerdings geleugnet oder uminterpretiert.
Eine Behandlung wird meist strikt abgelehnt, zu groß ist die Angst vor einer Gewichtszunahme.
Magersüchtige sind süchtig nach dem Gefühl des Hungers und wie bei jeder Sucht wird auch hier die Dosis ständig erhöht.
In dieser entstehenden Notsituation produziert der Körper Endorphine, die den magersüchtigen Menschen in eine Art Rauschzustand versetzen und ihn keine Gefahr spüren lassen. Der Satz: „Iß doch einfach was“ ist natürlich keine Hilfe. Die Magersucht ist lebensgefährlich. Die Sterblichkeitsrate liegt bei 20%.

Ein NEIN zum Essen ist in der Regel ein NEIN zur Körperlichkeit, zur Sexualität, zur Triebhaftigkeit. Meist fehlt magersüchtigen Frauen die Menstruation, fast immer haben sie zumindest Probleme in diesem Bereich.
Magersüchtige gehen extrem selbstzerstörerisch mit sich um. Der Körper wird fast immer als gierig und bedürftig erlebt, und das muß bekämpft werden.. Hungern wird als Sieg über den Körper erlebt.
Wer Essen verweigert, erhält aber auch noch eine andere Art von „Macht“, nämlich über die diejenigen, die in verzweifelter Angst glauben, den magersüchtigen Menschen zum Überleben und zum essen bewegen zu müssen.
Suche nach Zuwendung auf Umwegen!

Die Eß-Brech-Sucht (Bulimia nervosa)

„Ich find mein Leben zum Kotzen“

Bei den meist schlanken und durchaus normalgewichtigen betroffenen Menschen kreisen die Gedanken ebenfalls immerfort um das Essen, die Figur und die krankhafte Furcht zuzunehmen.
Ständig wird das Gewicht kontrolliert.
Die Bulimie zeigt sich allerdings in Form eines Wechsels von äußerst gezügeltem und reduziertem Eßverhalten einerseits und Heißhunger-Attacken andererseits.
Große Nahrungsmengen werden in kurzer Zeit - zumeist heimlich - regelrecht verschlungen, mehrmals wöchentlich, nicht selten mehrmals täglich. (Bis zu 30 000 Kalorien pro Anfall !!! )
Menschen mit dieser Eßstörung nehmen allerdings dann eine Art "Korrektur" des Schuldgefühls und des dickmachenden Effekts vor, z.b. durch gezieltes Erbrechen, Hungerperioden, Abführmittel oder Appetitzügler.
Diese drastische Reduzierung wiederum führt zu einem körperlichen Mangelzustand, durch den Hunger- und Sättigungsgefühl nicht mehr zuverlässig wahrgenommen werden können.
Außerdem provoziert der Mangelzustand dann wieder Heißhunger-Attacken, die als erneute "Eßanfälle" in Kontrollverlust münden, denn die Kontrolle über die Nahrungsaufnahme wird dabei verloren. Ein Teufelskreis!
Ständig zerrissen zwischen Gier und Askese, zwischen Heißhunger nach Liebe und der Angst vor der selben.
Es werden alle möglichen Tricks gefunden, um die Umwelt über die Eßgewohnheiten zu täuschen. Das heimtückische an dieser Krankheit ist, dass die Folgen im Gegensatz zu der Mager – oder der Fettsucht, in der Regel nicht sichtbar sind.
Diese Erkrankung ist besonders schambesetzt und wird fast immer lange verheimlicht. Im Zusammenhang mit Bulimie treten deshalb auch häufig Depressive Zustände, Selbstverletzendes Verhalten, Suizidversuche und Drogenmissbrauch auf.
Über viele Jahre hinweg galten die Magersucht und die Eß-Brech-Sucht als reine Frauenkrankheiten, inzwischen ist bekannt, dass durchaus auch Männer an diesen Störungen leiden.

Die Fettsucht (Adipositas)

„Nur wenn ich esse, merke ich, dass ich lebe!“

wird definiert als eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts.
Die Menschen fühlen sich dem Drang nach Essen gegenüber machtlos, fühlen sich unfähig, ihr Essen zu kontrollieren. Es kommt durchaus zu regelrechten "Eß-Anfällen".
Wenn aber keine Befriedigung des Drangs erfolgt, entstehen starken innern Spannungen, die sich durch Ungeduld, Reizbarkeit, Aufregung oder Aggression äußern können. Auslöser dieses Eßverhaltens ist fast immer die eigene Gefühlslage.
Essen wird eingesetzt um unangenehme Gefühle zu verändern oder zu verdrängen.
Eßüchtige essen z.b. aus Kummer, Trauer, Einsamkeit, Ärger, Trotz, Wut ...
Essen wird als Suchtmittel zur Gefühlmanipulation eingesetzt. Es ist eine Art Versuch, Lebens- und Liebeshunger zu stillen, oft schon früh in der Kindheit so gelernt!
Dieser Hunger bleibt aber unstillbar, da innere Leere nicht mit Nahrung aufgefüllt werden kann.
Ein voller Bauch erfüllt nicht, er macht nur dick.
Auf den natürlichen Mechanismus von Hunger und Sättigung als Maß für die richtige Essensmenge können sich diese Menschen bald nicht mehr verlassen. Essen befriedigt ja auch nur sehr kurzzeitig. Dann muß wieder gegessen und die Dosis erhöht werden, Übergewicht und Frust werden größer und dadurch entstehen in der Regel große Schuld- und Versagensgefühle.
Zudem werden die Menschen häufig gehänselt, verspottet, verletzt und die Schamgefühle wachsen ständig weiter.

Bei den genannten Eßstörungen kann es durchaus auch verschiedene Unter-und Mischformen geben, sogenannte atypische Eßstörungen.
Bei einem Seminar hörte ich z.b. erstmals von der „Binge-Eating-Störung“. Damit werden unkontrollierte Essanfälle OHNE Gegenregulation verstanden.

Mögliche somatische und psychosomatische Auswirkungen von Eßstörungen:

Schmerzzustände
Konzentrationsstörungen
Schlafstörunge
n Herz/Kreislaufstörungen
Schweißausbrüche
Infektionen der Atemwege
Gelenkschmerzen
Hormon/Menstruationssörungen
Haarausfall
Verstopfung/Durchfall
Gestörter Elektrolythaushalt
Schädigung/ Verfall der Zähne
Speiseröhrenverätzung
Speicheldrüsenvergrößerung
Schwellung der Lumphknoten
Muskelkrämpfe
Lähmungserscheinungen
Schädigung des Nervensystems
Magenkrebs
Nierenversagen

Emotionale Reaktionen

Ängste
Zwänge (Waschzwang, Kontrollzwang usw.)
Phobien
Psychosen
Regressives Verhalten
Vereinsamung
Beziehungsstörungen
Aggressionen
Depressionen
Selbstverletzendes Verhalten
Wahrnehmungsstörungen

Diese massiven Störungen des Eßverhaltens sollten auf jeden Fall als Bewältigungsstrategie tiefgehender Probleme gewürdigt werden.
Hinter jeder Eßstörungssymptomatik verbirgt sich eine individuelle Leidensgeschichte und sie ist Ausdruck eines inneren Konfliktes, fast immer basierend auf familiäre Faktoren wie Mangel an Grenzen, Grenzverletzungen, großer Leistungsdruck (Liebe für Leistung), abverlangter Perfektionismus, miterlebte Elternkonflikte, Ablehnung von Gefühlen usw.
Viele betroffene Menschen haben über Jahre hinweg Gefühle wie Trauer, Wut und Verletzheit unterdrückt. Gefühle zeigen ist oft gleichbedeutend mit Schwachsein und sich ausliefern.
Eßgestörte Menschen haben es nicht gelernt, ihre Gefühle auszudrücken und für ihre Bedürfnisse einzutreten, besonders, dafür die Auseinandersetzung mit wichtigen Bezugspersonen aufzunehmen.
Das Essen wird als "Ersatz" eingesetzt, als Ersatz für so vieles ....

Das Denken, Fühlen und Handeln eßgestörter Menschen ist vorwiegend durch das Eßproblem bestimmt, sie versuchen durch Essen Spannungen auzugleichen, ein scheinbares Gleichgewicht herzustellen.
In diesem Zusammenhang steht bei vielen Bulimie/Anorexie-Pateienten/innen auch das Schwanken zwischen einer völlig überzogenen Kontroll-Illusion und dem Gefühl absoluter Hilflosigkeit eine große Rolle.
Als weitere Denkstörungen fallen insbesondere Übertreibungen, irrationale Überzeugungen (z.b."Ich kann durch Hungern Schuld abbauen") und abergläubisches Denken auf.
Eßgestörte Menschen haben erschreckend häufig in ihrer Kindheit sexuelle Grenzüberschreitungen erfahren und ich kann aus meiner Erfahrung heraus sogar sagen, dass ich persönlich keinen einzigen Menschen mit einer Missbrauchserfahrung kenne, der kein Eßproblem hat.
Ich habe vor einigen Monaten einen Besuch in einer psychosomatischen Klinik gemacht und mit vier Patientinnen in einem Zimmer gesprochen, alle vier litten an Magersucht, alle vier waren in der Kindheit sexuell missbraucht worden!
Eine von ihnen sagte einen Satz, den ich nicht mehr vergesse: "In mich steckt niemand mehr etwas rein, was ich nicht will".
Und sie sagte mir weiter "Die Kontrolle über mein Essen ist die einzige Macht, die ich habe".
Sie vertraute mir auch mit einem diebischem Grinsen im Gesicht an, wie sie die ganzen Schwestern und Ärzte morgens beim Wiegen austrickst ....
Das in diesem Falle auch der mittlerweile fünfte Klinikaufenthalt keine Änderung gebracht hat, wundert wohl niemanden.
Aber deutlicher kann wohl nicht klar werden: eine Auseinandersetzung mit der erlebten Gewalt ist unbedingt notwendig, um das Trauma und die damit verbundene Überlebensstrategie, wie in diesem Falle die Eßstörung, zu heilen.
Einige Fachkliniken bieten eigene Indikativgruppen für eßgestörte Menschen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen an.
Es handelt sich bei dieser Therapie um einen Prozeß, der meist nach der stationären Zeit ambulant weitergeführt werden sollte, denn er ist nur ein Glied in einer Behandlungskette.
Wunder sollten von einem Klinikaufenthalt nicht erwartet werden, denn die dauern auch hier etwas länger ....
Es ist deshalb sinnvoll, bereits vorher Kontakt zu Selbsthilfegruppen, Ärzten, Nachsorgetherapeuten oder psychosozialen Diensten aufzunehmen, auf die nach der Rückkehr aus der Klinik zurückgegriffen werden kann.

Was geschieht bei einer stationären Therapie?

Aufgaben und Ziele der Therapie:
Die Patienten/innen arbeiten als Partner des Therapeutischen Teams an ihrem eigenen Gesundungs- und Heilungsprozeß und die aktive, selbstverantwortliche Mitarbeit ist dabei unerlässlich.
Die Arbeit soll dabei symptombezogen sein, denn alle Einsichten und Absichten bleiben ergebnislos, solange der süchtige und zwanghafte Teufelskreis beim Eßverhalten nicht durchbrochen wird!
Die Therapie beschäftigt sich darüber hinaus selbstverständlich mit den zugrundeliegenden Lebensumständen, Konflikten, Verletzungen, Zwängen und Ängsten.
Wie gesagt, ist das Denken, Fühlen und Handeln der eßgestörten Menschen vorwiegend durch das Eßproblem bestimmt. Gemeinsam wird deshalb eine körperliche und seelische Stabilisierung angestrebt, die es künftig möglich macht, ein gesundes, gesellschaftlich integriertes Leben in Eigenverantwortung führen zu können.

Hört sich gut an, ich weiß, aber wie geht das?
Elemente verschiedener Therapieformen, wie:

Medizinische Betreuung
Gruppentherapie
Einzelgespräche
Familientherapie und evl. Angehörigenseminare
Körper-und Bewegungstherapie
Gestaltungstherapie
Trainings-und Bewegungsprogramm
Physiotherapie
Ernährungstherapie-und beratung
Nachsorge- und Selbsthilfetraining

werden aufeinander abgestimmt.

Die Therapien finden vorwiegend in Gruppen statt, denn die Gruppenzugehörigkeit stellt ein wichtiges Sozialisierungsprinzip dar, natürlich kommen aber auch Einzelgespäche dazu.
Zunächst geht es darum, die Krankheit als solche zu akzeptieren und sich voll und ganz auf die Behandlung einzulassen.
Es folgt die Aufarbeitung, die Auseinandersetzung der Lebens- und Krankheitsgeschichte in der Verknüpfung mit der Entstehung des Eßproblems.
Erst die tiefgreifende Selbsterfahrung und Selbsterkenntnis ermöglicht es, alte und krankmachende Verhaltens- und Denkmuster aufzugeben und neue, realistische auszuprobieren.
Unerlässlich ist es,die Veränderung des gestörten Selbstbildes zu erreichen, damit das Selbstwertgefühl nicht mehr nur durch Gewicht und Aussehen bestimmt wird.

Im Idealfall sind zum Zeitpunkt der Entlassung möglichst klar umrissene Therapieziele erreicht worden, Konzepte zur Bewältigung entwickelt worden und neue Zukunftsperspektiven entstanden.

Buchtipps:


Baeck, S.: Eßstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Lambertus-Verlag

Becker,K.: Die perfekte Frau und ihr Geheimnis. Rowolt-Verlag

Bruch, H.: Der goldene Käfig. Fischer TB

Gerlinghoff, Backmund: Magersucht und Bulimie verstehen und bewältigen. Beltz

Gerlinghoff,Backmund,Mai: Magersucht und Bulimie. Beltz

Göckel, R.: Eß-Sucht oder die Scheu vor dem Leben. Rowolt-Verlag

Habermas, T.: Heisshunger. Fischer TB

Johnston, A.: Die Frau, die im Mondlicht aß

Köpp/Jacoby: Beschädigte Weiblichkeit. Asanger- Verlag

Langsdorff,M.: Die heimliche Sucht, unheimlich zu essen. Fischer-Verlag

Schmidt, Treasure: Die Bulimie besiegen

Schulte,M.: Bulimie. Thieme-Verlag

Treasure,J.: Gemeinsam die Magersucht besiegen

Wardetzki,B.: Iss doch endlich mal normal! Kösel-Verlag

Wirth,A.: Adipositas. Springer-Verlag

Empfohlene Kliniken:


Klinik am Korso
Fachzentrum für gestörtes Eßverhalten
Ostkorso 4
32545 Bad Oynhausen
Tel.: 05731 / 181-0
Internet : www.klinik-am-korso.de
E-mail : info@klinik-am-korso.de

Psychosomatische Fachklinik Münchwies
Turmstr. 50 - 58
66540 Neunkirchen /Saar
Tel.: 06858 / 691-215

Parkland-Klinik
Im Kreuzfeld 6
34537 Bad-Wildungen-Reinhardshausen
Tel.: 05621 / 706-0
http://parkland-klinik.de
E-mail: Parkland-Klinik@t-online.de

Michael-Balint-Klinik
Hermann-Volant-Str. 10
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Hospitalismus (Deprivation)

entsteht durch extremen Mangel an körperlicher und emotionaler Zuwendung

Sind die frühkindlichen Lebenserfahrungen in erster Linie negativ geprägt, so entwickelt sich statt eines Urvertrauens ein Urmißtrauen gegenüber der sozialen Umwelt.
Einen bedauerlichen Beweis für die verhängnisvollen Auswirkungen von Entwicklungsbedingungen, die weit von den optimalen Verhältnissen entfernt sind, liefern uns Säuglings- und Kinderheime. Das Fehlen einer Dauerbezugsperson mit allen seinen Konsequenzen führt zu einem breiten Spektrum an seelischen Störungen und Fehlentwicklungen, das als Hospitalismussyndrom in der Literatur bekannt geworden Ist. Permanente Mutterentbehrung bzw. fehlender ebenbürtiger Ersatz bewirkt in Extremfällen einen totalen physischen und psychischen Verfall (Marasmus): das "Greisenalter" wird schon im ersten Lebensjahrzehnt erreicht.
Wenn es überhaupt bei ständig wechselnden Pflegepersonen zu Bindungen kommt, so sind diese meist von aggressions- und angstdurchsetztem Charakter. Sozialkontakt wird aufgrund vieler negativer Erfahrungen (Disziplinierungsmaßnahmen etc.) als bedrohlich empfunden.
Hospitalismus muß allerdings nicht zwangsläufig nur in Institutionen vorkommen, sondern wurde auch in Ursprungsfamilien von Kindern festgestellt, vor allem bei überforderten und ablehnenden Müttern und Trennung von der Mutter.

Sämtliche Untersuchungen auf dem Gebiet der Kindheitsforschung stellten zwei Hauptursachen für Hospitalismus heraus:
  1. Mangel an Reizen für geistige Betätigung sowie
  2. Ungenügende persönliche Zuwendung, Abwesenheit oder Trennung von der Mutter

Es gibt drei verschiedene Arten der Muttertrennung:
  1. die völlige
  2. die zeitweise
  3. die Form der Trennung, bei der die Mutterfigur häufig wechselt und es von daher schwer ist für ein Kind, ein emotionales Band zu knüpfen.

Eine besonders tiefe Schädigung entsteht bei einer guten Mutter- Kind- Beziehung, da der Wegfall einer deprivierenden und mangelhaften Beziehung nicht als irreperabler Verlust empfunden wird und die Mutter positiv zu ersetzen ist.

Unumstritten ist also, wie wichtig eine gesunde, harmonische und liebevolle Entwicklung eines Kindes in den ersten Lebensmonaten ist.
Hospitalisierte Kinder aber bleiben in der Entwicklung stark zurück, sind häufig kaum fähig, zu sprechen oder zu laufen, haben große Angst vor unbelebten Gegenständen, sind ablehnend, aber durchaus auch überfreundlich zu allen ...

Symptome des psychischen Hospitalismus


  • Muskelzuckungen, stereotype automatenhafte Körperbewegungen
  • Hände und Füße können in besondere Stellungen gebracht werden (oft bleiben Hände und Füße in dieser Stellung)
  • wird schon im zweiten Lebensjahr deutlich sichtbar
  • emotionale Fehlpolungen: Ablehnung gegen Eltern und Pflegepersonal
  • Ratlosigkeit, Resignation (sehen keinen Sinn mehr im Leben), Apathie, Gewichtsverlust, kann bis zum Tode führen

Eine gestörte Entwicklung beeinträchtigt einen Menschen sein ganzes Leben.

Viele der so vernachlässigten Kinder zeigten auch Jahre später ein gehemmt- depressives Syndrom mit Symptomen wie Schlafstörungen, gehemmten Aggressionen und Aktivitäten, Sprachstörungen, Ängstlichkeit und Überangepaßtheit gegenüber Autoritätspersonen.

Die langfristigen Auswirkungen


zeigen sich ganz deutlich im Bindungsverhalten deprivierter Menschen.
Sehr oft sind sie als Erwachsene entweder abhängig von einer meist älteren Bindungsperson und verfallen in Depressionen, wenn diese Person sie verläßt oder stirbt.
Aber auch extreme Bindung- und Beziehungsangst und Gefühlsarmut sind zu beobachten.
Weiterhin haben die erwachsenen Menschen übermäßig hohe Ansprüchen in Sachen Geld, Liebe, Essen. Sie sind nicht in der Lage, Rückschläge hinzunehmen und müssen stets aktiv sein.

Triebverzicht zugunsten eines Funktionierens des menschlichen Zusammenlebens wird nicht als lohnend empfunden, da soziale Integration und Geborgenheit nie erfahren wurden. Kompensatorische Bedürfnisbefriedigung wird zur Regel. Es wird meist versucht, mangelnde oder gänzlich fehlende emotionale Zuwendung und soziale Bestätigung durch materiellen Konsum auszugleichen.
Aus der frühen emotionalen Unterernährung resultiert die Unfähigkeit, angemessene soziale Beziehungen auszubilden und am sozialen Austausch teilzunehmen. Der Weg in die normale menschliche Gemeinschaft ist oft verschlossen.

Symptome des Hospitalismus bei Erwachsenen

  • Sprachmanierismen (unnatürliches Sprachverhalten)
  • Haltungs-Auffälligkeiten
  • Stereotypien (Wiederholen von sprachlichen Äußerungen oder motorischen Bewegungen, z.B. Hin-und Herwiegen, über einen längeren Zeitraum)
  • sexuelle Abweichungen
  • Unsauberkeit/ Nachlässigkeit
  • Initiativlosigkeit
  • passive Abhängigkeit
  • Verlust individueller Besonderheiten
  • Autoritätsabhängigkeit

Die Bindungsfähigkeit ist durch viele schlimme Erfahrungen so gravierend gestört, daß logischerweise auch sehr schwer eine Beziehung zu einem Therapeuten aufgebaut werden kann.
Aufarbeitung des Traumas und Heilung ohne einfühlsame fachliche Begleitung ist dennoch kaum möglich , deshalb wünsche ich allen Betroffenen Mut, diesen Schritt, trotz all ihrer Ängste zu wagen!

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