Es sei schade, dass dieser Fall überhaupt vor Gericht gelandet sei. "Offensichtlich ist die Beziehung von tiefer Zuneigung geprägt gewesen", sagte Richterin Rosi Datzmann. Das habe man auch während Susi K.`s Aussage noch spüren können. Anzeigen wollte sie ihren Trainer nie. Und: "Der Angeklagte macht nicht den Eindruck eines unverantwortlichen Wüstlings", sagte Datzmann.
Begonnen hatte die Affaire zwischen dem Tennislehrer und dem Mädchen im Jahr 1995, als der 35-Jährige als Trainer zu dem Verein im südlichen Landkreis München kam. Wenige Monate später begann er ein intensives Training mit Susi. Ein Talent zu fördern, war damals ein Lichtblick für den Angeklagten: der geplatzte Traum von der eigenen Tenniskarriere, Eheprobleme und ein fremdes Land - er habe sich verloren gefühlt.
Der Trainer und sein Zögling verbrachten viel Zeit miteinander. Die Familie nahm den Ukrainer sogar zu gemeinsamen Urlauben nach Italien mit. Der erste sexuelle Kontakt mit der damals 13-Jährigen kam 1997 zustande. Nach wochenlangem Flirten, so der Angeklagte. Er bezeichnete seine Handlungen als großen Fehler, zum Sex gezwungen habe er das Mädchen jedoch nie. Der Beweis: ein Tagebucheintrag. "Heute war mein bester Tag", schrieb sie nach dem ersten Intermezzo.
Eltern unterbanden Unterricht nicht
Die Wärme und Nähe, die der Angeklagte in seinem Leben vermisste, habe er bei ihr gefunden. Und, ja, er sei verliebt gewesen. "Ich bin meiner Verantwortung nicht gerecht geworden, ich habe versagt", weiß er heute. 1998 erfuhr die Mutter des Opfers aus dessen Tagebuch von der Beziehung. Für die Eltern von K. aber kein Grund, die Tennisstunden zu beenden. Nur der Kontakt außerhalb des Trainings wurde verboten. Botschaften, in denen das Mädchen immer wieder ihre Liebe bekundete, ließen den Angeklagten jedoch wenige Monate später noch einmal schwach werden. Bis dann 1999 alles beendet wurde und das Mädchen den Club wechselte.
4000 Euro Schmerzensgeld hat der Angeklagte bereits an das Opfer gezahlt, weitere 4000 folgen im Februar. Bis heute ist er als Trainer bei dem Verein geblieben. Man stehe zu ihm, trotz dieses Fehlers, heißt es aus dem Vorstand.
Claudia Bauer