Antrag:Bundesparteitag 2013.1/Antragsportal/X006
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Dieser Text ist (noch) keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland, sondern ein an den Bundesparteitag eingereichter Antrag. |
Antragsübersicht | |
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Antragsnummer | X006 |
Einreichungsdatum | 09.04.2013 |
Antragsteller | |
Antragstyp | Sonstiger Antrag |
Antragsgruppe | Liquid Democracy |
Zusammenfassung des Antrags | Emotionales Vertrauen ist keine transitive Eigenschaft! Dies soll in Liquid Feedback bei Kettendelegationen berücksichtigt werden, indem das Stimmgewicht nicht oder nur zum Teil weiterdelegiert wird. Im Ergebnis werden dadurch Superdelegierte vermieden. |
Schlagworte | Liquid Democracy, Liquid Feedback, Delegationen, Kettendelegationen, transitive Delegationen, Superdelegierte, E-Voting, Meinungsbildung, Abstimmung |
Datum der letzten Änderung | 16.4.2013 |
Status des Antrags | |
Abstimmungsergebnis |
AntragstitelBerücksichtigung des inhärenten Vertrauensschwundes bei transitiven Delegationen in Liquid Feedback durch Dämpfung des Stimmgewichts AntragstextFolgende Regeln zur Dämpfung des Stimmgewichts bei transitiven Delegationen sollen in Bezug auf ihre Umsetzbarkeit in der Liquid Feedback Bundes-Instanz der Piratenpartei unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten überprüft und falls möglich umgesetzt werden: Globale Delegation:
Themenbebereichsbezogene Delegation:
Themenbezogene Delegation:
AntragsbegründungUm das Konzept der Liquid Democracy zu erforschen, setzt die Piratenpartei im Rahmen eines Feldtests die E-Voting Lösung Liquid Feedback (LQFB) zur parteiinternen Erstellung von Meinungsbildern ein, die mittlerweile inoffiziell (ohne Verankerung in der Satzung) zentraler Bestandteil von parteiinternen Entscheidungsprozessen sind (z.B. zur Vorbereitung von Parteitagen, Vorstandssitzungen oder Pressemitteilungen). Dem liegt die Annahme zugrunde, dass das Abstimmungsergebnis, das in LQFB maßgeblich durch die aktiv teilnehmenden Delegierten geprägt wird, im ersten Schritt repräsentativ für alle Teilnehmer in LQFB ist (aktive Delegierte die abstimmen und passive Teilnehmer die ihre Stimme delegieren) und dass letzteres Ergebnis wiederum in einem zweiten Schritt repräsentativ für die Grundgesamtheit aller Piraten ist. Träfe die erste Schlussfolgerung nicht zu, so wäre auch die Zweite in der Folge nicht haltbar. Die in LQFB erstellten Meinungsbilder wären nicht repräsentativ für die Basis und damit für den parteiinternen Meinungsbildungsprozess kontraproduktiv weil sie uns in die Irre führten. Statistische Auswertungen haben ergeben, dass sich das Stimmgewicht und damit die Entscheidungsmacht auf wenige "Superdelegierte" konzentriert:
Diese Machtkonzentration stellt die Repräsentativität des Systems in Frage: Zwar haben auf den ersten Blick mehrere hundert Teilnehmer an einer Abstimmung teilgenommen, die damit eigentlich statistisch repräsentativ für die Basis sein sollte, tatsächlich wird die Abstimmung jedoch durch eine Hand voll "Superdelegierter" dominiert; die Masse der Teilnehmer partizipiert also nur passiv über Delegationen und hat sich selbst mit dem Thema inhaltlich nicht beschäftigt. Die fehlende aktive Beteiligung des Schwarms müsste jetzt also durch die Kompetenz der wenigen "Superdelegierten" kompensiert werden, damit das Gesamtergebnis nicht an Repräsentativität bzw. Qualität einbüßt. Die hohe Kompetenz von "Superdelegierten" müsste dann durch eine besonders sorgfältige Auswahl auf der Basis von besonders stark ausgeprägtem Vertrauen sichergestellt werden. Teilnehmer die am Anfang der Kette stehen und ihre Stimme delegieren, können jedoch gerade nicht darauf vertrauen, dass mit ihrer Stimme auch in ihrem Sinne entschieden wird, denn bei wem ihre Stimme letztendlich landet erfahren sie erst wenn die Abstimmung abgeschlossen ist. Letzteres ist notwendig, um taktisches Abstimmen und insb. die gezielte Beeinflussung einzelner Teilnehmer zu vereiteln. Durch ungedämpfte transitive Delegationen wird entlang der Delegationskette ein hohes Stimmgewicht aufkumuliert. Eine Fehlentscheidung eines Mitgliedes der Kette kann für das Abstimmungsergebnis fatale Folgen haben, wenn das Stimmgewicht an einen weniger kompetenten Teilnehmer weitergegeben wird. Das Prinzip, dass durch E-Voting mehr Piraten an der Entscheidungsfindung beteiligt werden und im Schwarm so das Risiko von Fehlentscheidungen reduziert wird, wird hier ad Absurdum geführt: Die Konzentration auf wenige Superdelegierte erhöht das Risiko von Fehlentscheidungen. Gefährlich erscheint mir auch, dass allen Teilnehmern suggeriert wird, sie wären im gleichen Maße beteiligt gewesen. Genau an dieser Stelle meine ich ein methodisches Defizit auszumachen: Das hohe Stimmgewicht von Superdelegierten resultiert zum großen Teil aus transitiven Delegationen (Kettendelegationen). Vertrauen ist jedoch nur eingeschränkt eine transitive Eigenschaft, der große Vertrauensvorschuss somit nicht gerechtfertigt und die resultierende Machtkonzentration ebensowenig. Bei der Frage inwiefern Vertrauen und entsprechend auch Stimmgewicht transitiv delegierbar ist, müssen wir zwischen umfassendem und spezifischem Vertrauen unterscheiden:
Da kein Mensch in allen Themenbereichen fachkompetent sein kann, basiert eine globale Delegation niemals auf dem Vertrauen in die Fachkompetenz, sondern auf dem umfassenden (emotionalen) Vertrauen in eine Person, aus ihrer persönlichen Lebenseinstellung heraus die "richtige" Entscheidung zu treffen. Da emotionales Vertrauen keine transitive Eigenschaft ist, soll die Weitergabe globaler Delegationen an Dritte (transitive Delegation) ausgeschlossen werden. Zwar kann ein Teilnehmer in Liquid Feedback seine Stimme an einen anderen Teilnehmer ohne Einschränkung weitergeben, diese verfällt jedoch wenn dieser Delegierte nicht selbst abstimmt, sondern sein eigenes Stimmgewicht selbst an einen Dritten delegiert. Ob die zweite Delegation eine globale, themenbereichsbezogene oder themenbezogene Delegation ist, ist dafür unerheblich (kein transitives Vererben von Umfassendem (emotionalem) Vertrauen).
Bei der auf einen Themenbereich beschränkten Delegation kann unterstellt werden, dass diese Aufgrund der fachlich inhaltlichen Kompetenz eines Piraten in diesem Themenbereich erfolgt. Da eine Themenbereichsbezogene Delegation nicht auf ein konkretes Thema, sondern auf alle Themen eines Themenbereichs gerichtet ist, also auch solche, die dem Delegierenden bei der Einrichtung der Delegation noch garnicht bekannt sind, ist der Vertrauensschwund höher anzusetzen als bei der Themenbezogenen Delegation. Dementsprechend soll das Stimmgewicht bei transitiver Delegation in diesem Fall stärker gedämpft werden als bei der rein themenbezogenen Delegation. Bei der transitiven Weitergabe dieser Delegationen an Dritte soll das Stimmgewicht daher mit dem Faktor 0,5 gedämpft werden, um dem abnehmenden Vertrauen in der Delegationskette Rechung zu tragen. Zwar kann ein Teilnehmer in Liquid Feedback seine eigene Stimme für einen Themenbereich an einen anderen Teilnehmer vollständig weitergeben, das darüberhinaus delegierte Stimmgewicht, dass er selbst durch Delegation empfangen hat, wird jedoch nur mit dem Faktor 0,5 an den Dritten weitergegeben (gedämpft).
Bei der expliziten Delegation für ein Thema kann unterstellt werden, dass diese Aufgrund der fachlich inhaltlichen Kompetenz eines Piraten in diesem Thema erfolgt. Da eine Themenbezogene Delegation auf ein konkretes Thema, und nicht auf alle Themen eines Themenbereichs gerichtet ist, also nur für Themen wirkt, bei denen sich der Delegierende über die Einstellung des Delegationsempfängers für dieses Thema vorher vergewissern kann, ist der Vertrauensschwund niedriger anzusetzen als bei der Themenbezogenen Delegation. Dementsprechend soll das Stimmgewicht bei transitiver Delegation in diesem Fall schwächer gedämpft werden als bei der themenbereichsbezogenen Delegation. Bei der transitiven Weitergabe dieser Delegationen an Dritte soll das Stimmgewicht daher mit dem Faktor 0,75 gedämpft werden, um dem abmehmenden Vertrauen in der Delegationskette Rechung zu tragen. Zwar kann ein Teilnehmer in Liquid Feedback seine eigene Stimme für ein Thema an einen anderen Teilnehmer vollständig weitergeben, das darüberhinaus delegierte Stimmgewicht, dass er selbst durch Delegation empfangen hat, wird jedoch nur mit dem Faktor 0,75 an den Dritten weitergegeben (gedämpft).
An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich den Faktor, mit dem das Stimmgewicht transitiver Delegationen gedämpft werden sollte bisher nicht exakt analytisch herleiten kann. Da dieser Wert zwischen 0 und 1 liegen muss, habe ich ihn für die Themenbereichsdelegation mit 0,5 angenommen (liegt genau in der Mitte) und für die themenbezogene Delegation mit 0,75. (Im Web of Trust werden zwei Unterschriften von Dritten mit dem Signatory Trust "marginal" benötigt, damit der Authentizität des so signierten Schlüssels vollständig vertraut wird (Key Legitimacy L = 1). Eine Unterschrift der "marginal" vertraut wird bingt also per default 50%. Ich weiß auch, dass das jetzt ziemlich schmutzig ist, aber das ist bisher das Eizige was mir dazu bisher eingefallen ist.) Wichtig ist mir abschließend noch einmal zu betonen, dass ich ein großer Fan und ständiger Nutzer von LQFB bin. Es ist jedoch ein Fehler die zugrundeliegende Methodik als vollendet anzusehen. Vielmehr müssen wir diese evaluieren und aktiv weiterentwickeln. Die Analysen von Street Dog haben dazu einen wichtigen Beitrag geleistet. Hier ist aus meiner Sicht aber auch der LQFB Projektleiter bzw. der verantwortliche Bundesvorstand gefragt, einen sauberen Abschluss des LQFB Piloteinsatzes z.B. in Form eines Lessons Learned zu organisieren und auf dieser Basis Entscheidungen zum weiteren Vorgehen herbeizuführen. PiratenpadLiquid Feedback
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